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Warum ich Streamingdienste hasse (Klassik!)

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 22. Mai 2019, 01:57
Ich war mal eine Zeit lang bei Spotify, sogar für 5 Euro im Monat, inzwischen müßte ich zehn bezahlen. Ich hab's wieder abbestellt, weil ich's auch nicht brauche, ich habe tausende von CDs.

Ich wollte hier mal ein paar kritische Anmerkungen zum Spotifyzeitalter machen, weil ich das Erscheinen von Spotify, Simfy usw. auch als etwas sehr nachteiliges sehe für die zukünftige Kultur. Was ich wirklich sehr schön an einem Forum wie diesem gefunden habe, war der intensive Austausch über Musik und Interpretationen. Nun, kann man fragen, braucht man dafür die CD? Nein, man braucht sie an sich nicht, man kann selbstverständlich auch seine Musik bei Spotify hören und trotzdem sich intensiv über Musik und Interpretationen austauschen. Nur, mein Eindruck ist, daß die Kultur, die über die CD entstanden ist, auch zu zerfallen droht.

Ich denke, daß die Schärfung des Gefühls für gute Musik und gute Interpretation nicht zuletzt über die CD Kultur ( aber natürlich auch vorher schon über die Kultur der Langspielplatte) statt fand. Und es ist mein Eindruck, daß genau diese Kultur im moment zu zerfallen droht. Das heißt, man ist bei Spotify und hat Zugriff auf Millionen Musiktitel. Man hat Zugriff auf 100 Interpretationen von Beethovens 9. meinetwegen.

Ja, aber warum sollte man dann auf der Suche nach Empfehlungen sein? Es wäre ja am Ende nur noch eine Empfehlung, welche von den 100 Einspielungen von Beethovens 9. man sich anhören soll. Na ja, aber warum sollte man da fragen, das ist doch Zeitverschwendung. Warum sollte jetzt eine junger Mann oder eine junge Dame ins Forum kommen und fragen, welche Interpretation von Beethovens 9. sich lohnt? Ist das nicht Zeitverschwendung? Nö, man legt sich mal den Karajan bei Spotify auf, von dem hat man schon mal was gehört.

Am Ende findet also gar keine Diskussion um Interpretation oder Musik mehr statt, wozu auch? Man hat ja alles, wenn auch nur leihweise, aber man hat ja Zugriff auf riesige Mengen von klassischer Musik bei Spotify. Warum sollte man da etwa lange Diskussionen darüber führen, ob Beethovens 9. von Karajan, Bernstein oder Solti besser ist, denn es geht ja nicht um Kaufempfehlungen, mit denen man sein sauer verdientes Geld in eine CD umsetzt, bei der man nicht enttäuscht werden will, es kann im Zeitalter von Spotify bestenfalls nur noch um Hörempfehlungen gehen, um mehr nicht. Oder warum sollte man sich darüber Gedanken machen, ob sich die Anschaffung der Sinfonien von Arnold Bax lohnen. Mein Gott, Spotify hat sie, und wenn man mal Lust hat, hört man mal rein.

Ich muß ehrlich sagen, daß ich den Kulturwechsel, der durch Streamingdienste wie Spotify hinein kommt, ehrlich gesagt ziemlich hasse, weil ich darin einen riesigen Kulturverlust sehe. Wenn ich zum Beispiel an einen Klassikverkäufer wie Mike denke, der hier auch geschrieben hat, so hat sein Leben als Klassikverkäufer nicht zuletzt darin bestanden, sich Musik genau anzuhören und dabei zu einem Urteil zu kommen. Gut, Klassikläden gibt es praktisch nicht mehr, aber die Internetforen haben das Gespräch über Musik und Interpretation ja fort gesetzt. Und das hat in den Internetforen ja auch zu leidenschaftlichen Diskussionen um Musik und Interpretationen geführt. Nur mit den Streamingdiensten geht diese Kultur meiner Meinung nach vor die Hunde.

Wobei ich mir sicherlich auch mal gelegentlich wünsche, ein bißchen mehr Geld zu haben, um den Erwerb auch teurerer CDs sorgenfreier bewerkstelligen zu können, da ich nicht unbedingt ein reicher Mann bin. Und Spotify wäre für jemanden wie mich, der weniger Geld hat wie ich, die Erlösung aus solcher Geldarmut. Aber reizt es mich? Nein, ich habe eine wunderbare CD Sammlung, tausenden von CDs, wobei wahrscheinlich auch ein paar Sachen dabei sind, die Spotify gar nicht hat, und ich freue mich sehr über sie. Was interessieren mich 100 Einspielungen von Beethovens 9.

Also mir kommt das Aufkommen der Streamingdienste vor wie das Aufkommen der Privatsender und die Erfindung der Fernbedienung, was dann zum sogenannten "Zappen" geführt hat. So kommt mir das vor. Das heißt, man hat mal was gehört über den Mahler mit Bernstein und dann zappt man da mal rein. Aber wenn's einem nicht gefällt, zappt man zu einem anderen Programm. Grauenhaft.

Also ich muß sagen, daß ich Streamingdienste genau aus diesen Gründen einfach hasse. Braucht zum Beispiel ein junger Mensch, der die Klassik für sich entdeckt, zehn Millionen Klassiktitel auf Spotify? Nein, das braucht er nicht, er braucht nur 3 CDs, die er erst mal hören sollte, welche das allerdings sein sollten, darüber sollte man mal ein Gespräch führen.

Also, was ich ein bißchen fürchte, ist, daß Leute wie wir, die sich in der Auseinandersetzung um CDs seit sehr langer Zeit austauschen, in 10 oder 15 Jahren von jüngeren Leuten nur noch als komische Rentner gesehen werden. Und was dabei verloren gehen wird, wird die Kultur der Auseinandersetzung um Musik sein, die einfach nicht mehr dieselbe ist, wenn es nur noch darum geht, in welche der zehn Millionen Angebote von Spotify ich rein zappe. Mich macht das sehr traurig, muß ich sagen.
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 22. Mai 2019, 09:39
Hi,

ob unter Streaming der Austausch über Musik leidet, das halte ich für zweifelhaft. Klar kann man sich als Streaming-Kunde schneller und einfacher eigene Urteile verschaffen. Ich persönliche finde Diskussionen dadurch aber nicht überflüssig, denn sie eröffnen nicht selten neue Perspektiven, die sich aus dem reinen Konsum nicht notwendigerweise ergeben.

Meine Hauptkritikpunkte am Streaming sind eher die Folgenden:
- Entwertung der Musikproduktion durch fehlende "Dinglichkeit"
- Entwertung der Musikproduktion durch Überangebot und Vielfalt, "alles gleichzeitig da", "all in"
- Beides zu Lasten der Künstler - und in letzter Konsequenz zu unser aller Lasten (Rückgang der Vielfalt)
- Überforderung mit dem Angebot, gerade von "Einsteigern"
- fehlende Bestandsgarantie für Sammler - "wer sagt mir, dass x mit y auch morgen noch greifbar ist"?

Klassikverkäufer als Experten und Meinungsbildner benötige ich persönlich nicht.

Man mag nun entgegen, dass für den Streaming-Nutzer zu jeder Zeit immer mehr Interessantes verfügbar sein wird, als man mit seiner Lebenszeit wird goutieren können, Volatilität der angebotenen Kataloge hin oder her. Auch kann man mit Blick auf die Vielfalt entgegnen, dass alles Wesentliche (!) bereits in sehr guter Qualität vorhanden ist. Allerdings sind Musikproduktionen eben auch Marketingvehikel für lebende Künstler, die damit auf sich und ihre Konzerte aufmerksam machen, sowie Deckungsbeitragslieferanten für deren Lebensunterhalt.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 22. Mai 2019, 09:47 bearbeitet]
1-0-1
Inventar
#3 erstellt: 22. Mai 2019, 11:24
Ich kann diese Argumente alle nachvollziehen und mich diesen auch grösstenteils anschliessen. Wir werden die kulturelle Weiterentwicklung jedoch nicht aufhalten, ob wir nun der Meinung sind, dass früher alles besser war oder nicht. Oft ist das ja so ein bisschen wie im Film Midnight in Paris: jede Generation war dieser Meinung und wenn es nicht so gewesen wäre, lebten wir alle noch immer in einer Höhle und schrien Uh Uh und hielten das für den einzig wahren Musikgenuss 😉

Zumindest ist es heute - auch dank Streaming - für einen Künstler viel einfacher geworden, etwas zu publizieren und ein Auditorium zu erreichen. Das ist bei der E-Musik aktuell noch nicht so ausgeprägt wie bei der U-Musik, doch sie wird davon nicht "verschont" bleiben. Siehe z.B. Valentina Lisitsa, die es von Youtube zum LSO geschafft hat und die wir vermutlich sonst nie gehört hätten.

Ob wir nun - dank der neuen Möglichkeiten - zu Zappern werden oder solche Dienste nutzen, um gezieltere Kaufentscheidungen zu treffen, bleibt jedem selbst überlassen bzw. ist auch eine Frage der eigenen Einstellung und Ansprüche. Früher sind wir ja auch in den Plattenladen gegangen und haben vor einer Kaufentscheidung "mal reingehört". Heute ist es nicht nur bequemer, dafür einen Streaming-Dienst zu verwenden, sondern es ist vielerorts leider alternativlos. Plattenläden gibt es zwar inzwischen wieder, aber die Auswahl ist nicht nur begrenzt, sondern eben auch fremdbestimmt.

Jenseits der Musik strebt die aktuelle Generation heute nicht mehr nach Besitz, sondern nur noch nach Nutzen. Unsere Generation wird sich vermutlich nicht mehr daran gewöhnen, alles nur zu leihen und dafür unsere Daten zur Verfügung zu stellen. Müssen wir ja aber auch nicht. Noch nicht.

Die Welt dreht sich weiter, machen wir das Beste daraus!
kölsche_jung
Moderator
#4 erstellt: 22. Mai 2019, 12:10
soooo ... und jetzt holen wir uns mal die Taschentücher raus und trocknen uns die Tränchen ab ...

genau den selben Schmarrn liest man bei bei Vinyl vs CD ... schon die CD raubte der Musik die Seele, keine Beschäftigung mehr mit den Künstlern, überall verfügbar (jaja, ich weiß, den walkman gabs vorher schon) ...

... und ja früher haben sich alle so toll mit Musik beschäftigt, da gab es Diskussionsrunden im örtlichen Plattenshop etc pp ...
war das wirklich so? mal n Blick in die Charts geworfen? .... früher haben die allermeisten auch nur Radio gehört und in den Charts war die Pendants zu Helene Fischer auch ganz oben ...

was ich gelten lasse ist Hübs Befürchtung mit der Bestandgarantie ... ja, das ist unsicher ... aber ansonsten
... nie war es Künstlern einfacher airplay zu bekommen, da muss keiner mehr irgendner Plattenfirma den Hintern küssen ... einfach seinen Kram bei youtube, bandcamp oder sonstwo hochgeladen oder bietet seinen krempel irgendwo gegen geld zum DL an ... oder stellt es irgendwo for free ein und hofft auf Konzertbesucher
... nie war es dem Hörer einfacher (und preiswerter) sich mit einer unglaublichen Menge von Musik zu versorgen
... und wer musikinteressiert ist, spricht (nach wie vor) darüber, empfiehlt auf seinem facebook-instragram-twitter-account und quatscht mit gleichgesinnten in Foren (wo es übrigens uU einfacher ist "gleichgesinnte" zu treffen, als im "Dorfkrug" ) ...
Wilke
Inventar
#5 erstellt: 22. Mai 2019, 12:50
Nun,
ich glaube, beides hat seine Berechtigung. Für mich als alter Knacker, der mit der Schallplatte aufgewachsen ist, würde die Haptik beim Musikhören fehlen, damit meine ich, das herausholen der cd aus der Hülle, das Lesen des Booklet etc.

Für den jungen Menschen, der mit Computer und co. aufgewachsen ist, bei facebook und twitter angemeldet ist, dürfte das streaming interessanter sein...

Man sollte aber auch eins bedenken: fahre ich zum Beispiel in den Urlaub in die Eifel, dann nehme ich mein cd-radio mit und auch 10 oder 20 cds..... Ein streaming wäre nicht machbar, da es dort keinen Internetempfang gibt. Auch finde ich die Lautsprecher beim Smartphone nicht besonders dolle....


Gruß Wilke
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 22. Mai 2019, 16:13

kölsche_jung (Beitrag #4) schrieb:
... aber ansonsten

Ich finde es ziemlich unstrittig, dass Streaming die Preise für den "Erwerb"/ die Nutzung von Musik erheblich drückt.
Ein Teil dieses Verlustes wird wohl irgendwo die "Nahrungskette" berühren. Ein gewisser Anteil wird aber auch die Künstler treffen.
sealpin
Inventar
#7 erstellt: 22. Mai 2019, 16:44
Ich finde Streaming Dienste gut, da man so schneller an Musik(Empfehlungen) kommt, über die man in seinem Freundes/Bekanntenkreis spricht.

Ganz früher war es so, dass man sich entweder die LP kaufte oder den Kumpel bat, ein Tape zu machen.
Bei LP Verleih habe ich so manche schlechte Erfahrung gemacht (Kratzer etc.).
Dann kam die CD, die konnte ich einfacher verleihen, da die nicht so empfindlich war.
Dann gab es die Möglichkeit CD zu kopieren und auch MP3s zu erstellen.
Das vereinfachte die Verbreitung von Tipps nochmal.

Und jetzt sind wir halt "medienlos", und können uns die angesprochenen Titel mal eben via Streaming anhören.
Und wenn der Titel passt und man den Datenträger haben will, dann kann man den kaufen.

Also ist das für mich alles eher besser geworden (und ich bin seit der 70er Jahren des letzten Jahrhunderts dabei - man bin ich schon alt ).

was ich allerdings ab und zu (auch bei mir) sehe: der Musikkonsum kann "beliebiger" werden, will sagen, die permanente Verfügbarkeit verleitet mich dazu, auch mal eben nur oberflächlich durch ein Album zu fliegen.

Das war bei LPs, auf deren Erscheinen ich manchmal lange gewartet habe und wo ich dann nicht schnelle genug von Michelle/Hamburg nach Hause zurückkommen konnte, um die LP aufzulegen, anders: da hielt die Vorfreude länger an, ich konnte die LP ja erst @Home hören...und das wurde dann durchaus "zelebriert":
LP rausnehmen, in antistatische Hülle packen, Album ausgiebig anschauen und das Artwork und die Texte lesen (!alle!).
Dann Anlage hochfahren, LP drauf, antistatisch abbürsten, und sanft die Nadel (natürlich frisch geputzt) auf die Einlaufrille setzen...hach, das hatte schon was ...

Heute: Titel/Interpret in Spotify und Co eingeben, play und los gehts...egal wo, egal wann...

... ja, manchmal vermisse ich das alte ...

ciao
sealpin
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 22. Mai 2019, 18:08
Na ja, die Sache ist natürlich die, daß sich gerade bei einem so sensiblen Thema wie Kultur letzlich niemand für sein Medienverhalten rechtfertigen muß. So lieben manche auch die gute alte Langspielplatte, teilweise sogar jüngere Leute. Was ich einfach fest stelle ist, daß man sich zu etwas neuem auch irgendwie gedrängt fühlt, sein Leben irgendwie ändern zu sollen, und ich möchte das eigentlich nicht. Es sind einfach Dinge an der CD, also diesem physischen Erwerb der Musik, die mir immer Freude gemacht haben. So habe ich jetzt seit neuestem diese Abaddobox, die nicht teuer war, und ich habe mich wie ein Kind gefreut, als diese auch äußerlich schöne Box bei mir eintrudelte. Man kann das kindisch finden, weil man auf dem ganzen nüchternen Standpunkt steht, was bitteschön an so blödsinnigen Dingen liegt, wie sich darauf zu freuen, daß da ein paar dumme CDs mit der Post kommen, die man wahrscheinlich auch bei Spotify hören könnte. Nur ich habe ein bißchen auch die Absicht, mein Leben mit der Musik auch so weiter führen zu wollen, wie vor dem Streaming. Und ich denke, dafür muß man sich auch nicht dahingehend rechtfertigen, daß das irgendwie oldfashioned oder was weiß ich ist. Und ich will mir die Freude an neuen CDs, die ich immer gehabt habe, durch die Tatsache, daß es so etwas wie Streaming gibt, nicht nehmen lassen. Das gewissermaßen "Haptische" im Besitz der Musik als einer physischen Sache ist sicherlich auch ein wichtiges Argument, aber das entscheidende Argument für mich ist gar nicht das Haptische, sondern das Entscheidende ist, daß mir die Freude am Erwerb von Musik durch das Streaming genommen wird, und das finde ich sehr schade. Das ist ungefähr so, wie wenn man Geburtstag hat, und statt einem wunderschönen Geschenk, auf das man gespannt war, wird einem ein 100 Euroschein in die Hand gedrückt.

Na ja, ich muß das auch alles nicht so begründen. Wie ich schon sagte, niemand muß sich für sein Leben rechtfertigen, sei es daß jemand den teuersten Whisky mit der billigsten Cola mischt, oder was auch immer jemand für einen Spleen hat, man muß sich nicht rechtfertigen. Bei mir ist es allerdings sowiewo so, daß ich eine große CD Sammlung habe, so daß ich nur noch gelegentlich CDs kaufe, was dann für mich auch nicht teurer ist als Spotify. Hätte ich jetzt eine kleine Sammlung, hätte ich Spotify wahrscheinlich behalten.

Aber ich bin nicht nur oldfashioned, so habe ich einen Kindl und bin von Ebooks begeistert, weil man an Ummengen alter Klassiker heran kommt, die praktisch auch nichts kosten. Und das zweite ist, daß durch die integrierten Wörterbücher das Lesen englischer Texte etwas ist, was ich nur noch auf dem Kindl machen werde, mit Buch und Lexikon zu arbeiten und Vokabelheft käme mir nicht mehr in den Sinn.
Klipsch-RF7II
Inventar
#9 erstellt: 22. Mai 2019, 18:34
Streamen hat auch mittlerweile was mit massenmarkt tauglichem Lifestyle zu tun. Bei einem Kumpel von mir, der wirklich jeden neuen Kram als Early Adopter mitmacht, habe ich zuletzt immer richtig gute und zum Teil auch ungewöhnliche Musik gehört. Ich hab ihn gefragt, wie er dazu kommt. Er sagte mir, jederzeit, wenn er gute Musik hört, macht er einen Shazam mit der gleichnamigen App und die legt das Stück direkt in seine Playlist. Sobald er nach Hause kommt in seine voll-Haus-automatisierte Wohnung, wird die Playlist direkt abgespielt. Das ist toll und ich habe mir die Frage gestellt, ob ich sowas brauche. Diese Frage habe ich schnell mit "Nein" beantwortet. Streaming, alles in Stereo...Igitt! Ich habe auch massenweise CDs zuhause und gebe mittlerweile bereitwillig auch mal 50+ Euro für eine SACD oder DVD-Audio aus (ausgewählte vergriffene Perlen oder Japan Importe) oder auch Pure Audio Blurays. Weniger ist mehr...weniger Konsum, dafür mehr Qualität. Hab eh zuviele Interessen, um dann auch noch zusätzlich Spotify zu machen in einer Art und Weise, dass es sich lohnt und für mich auch eine Bereicherung ist.
Basstian85
Inventar
#10 erstellt: 22. Mai 2019, 18:44
Ich persönlich kaufe mir eigentlich nur CDs und/oder Downloads, ich mag den Gedanken, dass ich meine Musik erworben habe und besitze, Jederzeit hören kann (auch offline). Nur weil viele Heutzutage Spotify etc. nutzen sehe ich mich nicht gedrängt das auch zu tun. Jeder wie er mag.


Wilke (Beitrag #5) schrieb:
Man sollte aber auch eins bedenken: fahre ich zum Beispiel in den Urlaub in die Eifel, dann nehme ich mein cd-radio mit und auch 10 oder 20 cds..... Ein streaming wäre nicht machbar, da es dort keinen Internetempfang gibt. Auch finde ich die Lautsprecher beim Smartphone nicht besonders dolle....Gruß Wilke

Ich würde da meinen DAP (bietet auch Line-out) mit großer microSD, auf der Hunderte CDs in FLAC draufpassen und einen guten Kopfhörer mitnehmen


[Beitrag von Basstian85 am 22. Mai 2019, 18:49 bearbeitet]
Agon
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 22. Mai 2019, 21:56
Streaming passt einfach zur Oberflächlichkeit und Schnellebigkeit der heutigen Zeit. Deshalb lehne ich es auch ab. Und es ist in der Tat eine Kulturvernichtung größten Ausmasses. Aber das ist ja auch gewollt. So ein Schwachsinn wie Spotify, das von irgendwelchen BWL-Idioten erschaffen wurde, die die Musikkultur und die Musikgeschichte einen Scheissdreck interessieren, hat mittlerweile eine Machtposition, die mehr als unheimlich ist.
Pigpreast
Inventar
#12 erstellt: 22. Mai 2019, 22:25
Ich bin der festen Überzeugung, dass weder die Welt, noch die Kultur, noch die Moral oder sonst etwas den Bach herab geht, nur weil neue Technologien andere Möglichkeiten eröffnen als vorher und sich deshalb z. T. andere Gepflogenheiten breit machen als vorher. Wir alten Säcke neigen dazu, in den geänderten Gepflogenheiten nur den Verlust der uns geläufigen Werte zu erkennen, ohne uns gleichzeitig ein Bild über den möglicherweise bestehenden kulturellen Zugewinn zu machen.

Ich persönlich mag Streamingdienste auch nicht, allein schon deshalb, weil mich die Vielfalt schier erschlägt. Außerdem habe ich mir anhand der CD über die Jahre einen bestimmten Ablauf eingerichtet, wie ich mir neu erworbene Alben bzw. Werke "erarbeite" und diesen Ablauf möchte ich ungern aufgeben. Ich bin mir aber bewusst, dass das eine persönliche Vorliebe, vielleicht auch die Unlust zur Umgewöhnung, möglicherweise sogar die Angst vor Überforderung ist. Jedenfalls käme ich nicht auf die Idee, anderen, die es anders tun als ich, eine mindere kulturelle Wertschätzung zu unterstellen.
Agon
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 22. Mai 2019, 22:40
Das Streamen ist natürlich nur ein Teilaspekt der laufenden Kulturvernichtung. Hauptsächlich zu nennen sind hier die Kürzungsorgien im Kulturbereich, namentlich Orchesterfusionen- bzw. Auflösungen, extreme Sparmassnahmen an Opernhäusern und Theatern, Niedergang der Musikkritik in Zeitungen und Fachblättern.
Und um auf die CD zu kommen: was da in den letzten Jahren an Verramschung passiert ist, schlägt dem Fass wirklich den Boden aus. Danach kann eigentlich nur noch das Totale Nichts kommen.
Ich lade gegentlich CDs runter in hoher-sehr hoher Qualität, aber bin dann so altmodisch, mir die Daten auf CD zu brennen und sie in den CD-Player zu schieben. Das mag man verrückt finden, ich finde es gut, weil die Musik da auch besser klingt, materieller, erdiger, substanzvoller.
Pigpreast
Inventar
#14 erstellt: 23. Mai 2019, 02:22

...weil die Musik da auch besser klingt, materieller, erdiger, substanzvoller.

Ja, nee, is klar...
kölsche_jung
Moderator
#15 erstellt: 23. Mai 2019, 06:58
Ob die Musikbesitzer überhaupt noch auf Konzerte gehen?

Genau die Argumente, die jetzt gegen streaming vorgebracht werden, würden vorher von den Vinylianern gegen die CD vorgebracht und können problemlos gegen jede Art von Musikkonserve vorgebracht werden...

Ob ich irgendeinen Titel von LP, CD oder nem Stream höre, macht für mich keinen Unterschied.
Ich kann mit allen Medien den selben Unfug treiben oder genussvoll Musik hören...
Hüb'
Moderator
#16 erstellt: 23. Mai 2019, 08:29

Agon (Beitrag #13) schrieb:
Und um auf die CD zu kommen: was da in den letzten Jahren an Verramschung passiert ist, schlägt dem Fass wirklich den Boden aus. Danach kann eigentlich nur noch das Totale Nichts kommen.

Jupp. So "schön" das für mich als Sammler und Boxen-Junkie einerseits auch ist, es bleibt andererseits dennoch sehr kurzfristig gedacht. Jede Neuaufnahme von Standardrepertoire muss gegen hunderte "Ramsch-Ausgaben" (rein preislich gesehen) anstinken sowie parallel gegen die Verfügbarkeiten via Streaming/ on demand. Streaming *an sich* ist da weniger das Problem, als vielmehr die generelle Entwertung klassischer Musik-Produktionen - letztlich Ergebnisse der Marktwirtschaft und aus einem immer größer werdenden Pool an Einspielungen. Hinzu kommt die fehlende bzw. allenfalls minimal-evolutionäre klangliche Weiterentwicklung der Produktionen, die es eben nicht mehr notwendig macht, alle paar Jahre Neuaufnahmen nach Stand der Aufnahmetechnik zu erwerben. Spätestens mit Einführung der Digitaltechnik und der CD ist ja seinerzeit ein Standard etabliert worden, der >95% der Konsumenten vollkommen ausreicht und nicht verbesserbar erscheint (flankiert durch die damalige Non-Plus-Ultra-alles-Andere-ist-Gaslicht-Werbung).

Hauptsächlich zu nennen sind hier die Kürzungsorgien im Kulturbereich, namentlich Orchesterfusionen- bzw. Auflösungen, extreme Sparmassnahmen an Opernhäusern und Theatern, Niedergang der Musikkritik in Zeitungen und Fachblättern.

Wobei das in D. ein Jammern auf hohem Niveau ist. Die Orchestervielfalt und Dichte hierzulande ist weltweit sicher einmalig und man darf darüber diskutieren, ob ein kulturelles Angebot, welches nur von einem (kleinen) Teil der Bevölkerung wahrgenommen wird, "von Staats wegen" in dieser Vielfalt aufrecht erhalten werden muss. Diese Diskussionen wird ja nicht bloß in der Kultur, sondern auch in Teilen der grundlegenden Daseinsfürsorge allerorten (gerade in der Fläche) geführt.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 23. Mai 2019, 08:36 bearbeitet]
Pigpreast
Inventar
#17 erstellt: 23. Mai 2019, 11:08

Hüb' (Beitrag #16) schrieb:
man darf darüber diskutieren, ob ein kulturelles Angebot, welches nur von einem (kleinen) Teil der Bevölkerung wahrgenommen wird, "von Staats wegen" in dieser Vielfalt aufrecht erhalten werden muss.

Wenn ich hier mal den Advocatus Diaboli spielen darf: Das kulturelle Angebot wird doch nur deshalb von einem immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung wahrgenommen, weil die Leute durch die überbordende Verfügbarkeit von Musik durch Streaming u. ä. gesättigt sind.

Was ich persönlich allerdings für Quatsch halte. Wer Live-Musik mag, der lässt sich auch durch das Überangebot von Konservenmusik nicht vom Konzertbesuch abhalten. Genau so wenig, wie sich jemand, der echtes Interesse an tiefgründiger Auseinandersetzung mit Musik hat, durch Streamingdienste genötigt wird, in alle Werke nur noch kurz rein zu hören. Ich glaube, da wird manchmal etwas verwechselt: Natürlich gibt es heute mehr Leute, die das so praktizieren, aber die würden m. E. ohne Streaming nicht eingehender Musik hören, sondern einfach weniger oder u. U. gar nicht.


Streaming *an sich* ist da weniger das Problem, als vielmehr die generelle Entwertung klassischer Musik-Produktionen - letztlich Ergebnisse der Marktwirtschaft und aus einem immer größer werdenden Pool an Einspielungen.

Klingt plausibel.


Hinzu kommt die fehlende bzw. allenfalls minimal-evolutionäre klangliche Weiterentwicklung der Produktionen, die es eben nicht mehr notwendig macht, alle paar Jahre Neuaufnahmen nach Stand der Aufnahmetechnik zu erwerben.

Auch das klingt plausibel. Zumindest ich habe mich seinerzeit ködern lassen, neben vorhandenen AAD-Einspielungen auch noch welche in DDD und später sogar "4D" (Deutsche Grammophon) zu kaufen. Aber gibt es Zahlen, die belegen, dass das allgemein so war?
Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 23. Mai 2019, 13:24

Pigpreast (Beitrag #17) schrieb:
Was ich persönlich allerdings für Quatsch halte. Wer Live-Musik mag, der lässt sich auch durch das Überangebot von Konservenmusik nicht vom Konzertbesuch abhalten. Genau so wenig, wie sich jemand, der echtes Interesse an tiefgründiger Auseinandersetzung mit Musik hat, durch Streamingdienste genötigt wird, in alle Werke nur noch kurz rein zu hören. Ich glaube, da wird manchmal etwas verwechselt: Natürlich gibt es heute mehr Leute, die das so praktizieren, aber die würden m. E. ohne Streaming nicht eingehender Musik hören, sondern einfach weniger oder u. U. gar nicht.

Das sehe ich ebenso.

Pigpreast (Beitrag #17) schrieb:
Aber gibt es Zahlen, die belegen, dass das allgemein so war?

Nein, natürlich gibt es dazu keine Zahlen, denn dazu ist das Thema (gesellschaftlich) zu irrelevant.
Spannend wäre es bspw., den mittleren Preis aller zum Zeitpunkt x erhältlichen Beethoven-Zyklen - um mal den KERN des Standardrepertoires herauszugreifen - auf der Zeitachse im Verhältnis zur Kaufkraft zu betrachten. Ich gehe jede Wette ein, dass der Wert (ausgehend vom Ende der 60iger = Stereo) bis heute DEUTLICH gesunken sein wird.
Es reicht aber eigentlich schon, sich den damaligen Preis der 2. HvK-Gesamtausgabe von ca. 1962 einmal anzuschauen und diesen bis heute zu inflationieren. Ausgehend von 159 DM (/ 1,95583 = 81,3 EUR) und inflationiert mit (angenommenen) 1,5 % wären wir heute bei etwa 190 EUR. Einen Zyklus von (mindestens!) "mittlerer Art und Güte" bekommt man aktuell für weniger als 20 EUR (z. B.). Setze diese Preise mal jeweils ins Verhältnis zu mittleren Einkommen 1962/2019 oder den Preisen für ein Brötchen oder einen Liter Milch, wahlweise Bier !


[Beitrag von Hüb' am 24. Mai 2019, 08:15 bearbeitet]
Flumme
Stammgast
#19 erstellt: 23. Mai 2019, 13:46
Ich habe bis jetzt noch keinen Streaming-Dienst genutzt, aber werde es in nächste Zeit probieren. Ich persönlich glaube, dass durch Streaming schon die Möglichkeit besteht für mich unbekannte (gerade im Bereich Klassik) Interpreten, Komponisten oder Werke zu finden. Einfacher als durch Tipps aus dem Radio, Musikzeitschriften usw. Wahrscheinlich würde ich mir dann trotzdem die CD kaufen. Es gibt aber sicherlich auch viele Aufnahmen, die bei den Streamingdiensten gar nicht auftauchen. Ich habe mir gerade eine Aufnahme von alten Pianisten (z.B. Horrowitz Originalaufnahme von 1932) über eine Welte Mignon gekauft (Labelname fällt mir gerade nicht ein). Das ist schon ziemlich speziell, aber eine super Aufnaheme und lohnenswert dafür als CD Geld auszugeben. Denn solch aufwändige Aufnahmen müssen ja auch finanziert werden.
Agon
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 23. Mai 2019, 14:11
Also, das Zitieren ist hier in diesem Forum auch eine Qual. Ätzend. Deshalb lasse ich es einfach.

Was das "Jammern auf hohem Niveau" betrifft:

In der Regel wird dieses "Argument" von Leuten verwendet, die nie in ein Konzert oder in die Oper gehen. Und denen die Existenz derselben völlig egal ist. Mir nicht. Denn mir ist bewusst, welch wichtige Aufgabe diese Institutionen haben. Und ich könnte ohne sie nicht leben.

Aber gut, schaffen wir halt die Rundfunkorchester alle ab, kosten sowieso nur Geld und interessieren nur wenige. Irgendwann bleiben dann nur noch die elitären Berliner Philharmoniker übrig, reichen auch völlig aus und finanzieren sich selber, super.

Was für einen Wert hatte schon das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das es jetzt nicht mehr gibt? Dirigenten wie Rosbaud, Bour, Gielen, Cambreling, Roth kann man ja sowieso alle vergessen, Hauptsache es gibt jetzt so Spinner wie Currentzis, die die Massen gerne animieren. Immer weiter so, Deutschland, es gibt einfach noch zu viel gewachsene Kultur hier und zu viel Gejammere auf hohem Niveau. Das kann einfach nicht so weitergehen...
Hüb'
Moderator
#21 erstellt: 23. Mai 2019, 14:15

Agon (Beitrag #20) schrieb:
In der Regel wird dieses "Argument" von Leuten verwendet, die nie in ein Konzert oder in die Oper gehen. Und denen die Existenz derselben völlig egal ist. Mir nicht. Denn mir ist bewusst, welch wichtige Aufgabe diese Institutionen haben. Und ich könnte ohne sie nicht leben.

Ich gehe häufiger in Konzerte, möchte dies gleichfalls nicht missen, und bin froh, in Bonn lebend, vom großen kulturellen Angebot dort und im nahen Köln zu profitieren. Mit meinem Beitrag oben habe ich lediglich versucht eine Haltung einzunehmen, wie jemand sie haben könnte, der mit klassischer Musik nichts am Hut hat. Es geht halt nicht allein um "uns".
Pigpreast
Inventar
#22 erstellt: 23. Mai 2019, 23:35
So schaut's aus. Wobei ich ein bisschen Minderheitensponsoring auch nicht für verkehrt halte. Die Frage ist halt immer, wieviel da angemessen ist.
Wilke
Inventar
#23 erstellt: 24. Mai 2019, 08:17
Bei uns in Düsseldorf gibt es in der Tonhalle Konzerte für Kleine Kinder, Schwangere etc. Ich finde das gut,
das auch unter 18jährige so Berührung mit der klassischen Musik bekommen.

Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch der Komponisten und der klassischen Musik. Das sollte nicht vergessen werden und deshalb habe ich auch nichts dagegen, dass es Orchester gibt. Eher frage ich mich, ob wir in Düsseldorf 10 oder 20 Museen brauchen.... gruß Wilke
Hüb'
Moderator
#24 erstellt: 24. Mai 2019, 08:20
Ich bin übrigens der Überzeugung, dass, wer "dingliche" Tonträger erwerben will, im Bereich der Klassik, er/ sie dies JETZT tun sollte. Zumindest dann, wenn man Gebrauchtkäufe kategorisch ablehnt. Viele Editionen und Wiederveröffentlichungen dürften die Letztausgaben als anfassbares Medium sein. Die weitere Zukunft der meisten (alten) Aufnahmen könnte rein "virtuell" sein, denn wir bewegen uns in einem gesättigten und vom Käuferpotenzial her überschaubaren Markt.
Allerdings: unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das Sammeln von Medien natürlich sowieso die reinste Geldvernichtung.


[Beitrag von Hüb' am 24. Mai 2019, 08:35 bearbeitet]
kölsche_jung
Moderator
#25 erstellt: 24. Mai 2019, 08:37

Agon (Beitrag #20) schrieb:
... Denn mir ist bewusst, welch wichtige Aufgabe diese Institutionen haben.

... die da wäre? Was macht ein Opernhaus zu einer wichtigeren Institution als zB einen Rockclub?


... Irgendwann bleiben dann nur noch die elitären Berliner Philharmoniker übrig, reichen auch völlig aus und finanzieren sich selber, super.

ähhh ... nein, die finanzieren sich mitnichten selber ... die werden großzügig sowohl aus dem Berliner Haushalt als auch dem Bundeshaushalt finanziert, mit knapp einer Mio € ... monatlich!


... Immer weiter so, Deutschland, es gibt einfach noch zu viel gewachsene Kultur hier und zu viel Gejammere auf hohem Niveau. Das kann einfach nicht so weitergehen...

Es gibt in Deutschland sehr viel Kultur ... die mag dir halt nur nicht gefallen ... dass sich aber gerade die Klassikhörer auch noch über zuwenig finanzielle Zuwendung beschweren, empfinde ich als geradezu grotesk.

Ich nehme da mal Hüb' auf ... Köln ... in Zeiten, in denen zB Rockern das Underground "weggenommen" wird, weil die Stadt die Baufläche "besser" nutzen kann, vielen anderen Betreibern das Leben schwer gemacht wird (Auflagen, Streichung der ohnehin geringen Fördermittel), werden "mal eben" (ich befürchte um) 600 Mio € in die Oper gepumpt ... und das sind dann nur die Baukosten, von dem "normalen" großzügigen Unterhaltzuschuss ganz zu schweigen ... und das für ca. 100.000 Besucher/Jahr ... da hatte selbst das Underground wahrscheinlich mehr Besucher

Jeder kölsche Kulturtreibende dürfte das nicht als "Jammern auf hohem Niveau" sondern als schlichte Unverschämtheit empfinden, wenn aus der Ecke jetzt "noch mehr staatliche Förderung" gefordert würde.

Aber natürlich unterscheide ich nicht nach "guter" und "böser" Kultur ... was allerdings gerade die Klassik so viel förderungsfähiger macht als andere Kunstbereiche, erschließt sich mir nicht ... natürlich sorgt eine gute Oper für ein gutes internationales Renommee in dem Bereich, das machte das Underground in seinem Bereich auch, da traten wahre Legenden dieser Szene auf, das (völlig ungeförderte) Bootshaus gehört in seinem Bereich zu den weltbesten Clubs, Künstler die teils 6-stellige Gagen (vor dem Komma) kassieren, treten da teilweise "für die Reisekosten" auf, weil man da gespielt haben muss, wenn man zur Weltspitze gehören will ...

Nicht dass ich gegen Kunstförderung wäre, im Gegenteil ... ich halte den zugrundeliegenden "staatlichen" Kunstbegriff allerdings für fragwürdig und würde mich mit dem Ruf nach noch mehr (äußerst einseitiger) Förderung eher zurückhalten ...


Wilke (Beitrag #23) schrieb:
... Deutschland ist ... das Land der ... Komponisten und der klassischen Musik.

Deutschland ist auch das Land von Kraftwerk ... die NewYork-Times bezeichnete die mal als "die Beatles der elektronischen Tanzmusik" ... sollte man dann wohl auch fördern ...
Deutschland erfährt "szenemäßig" durch sowas wie "Wacken" erhebliche Reputation (nein, da würde ich nicht mal hingehen, wenn mir jemand viel Geld dafür geben würde und mich mit ner Limo vor die Bühne fährt) ... sollte dann aber wohl auch gefördert werden ...


... Eher frage ich mich, ob wir in Düsseldorf 10 oder 20 Museen brauchen.... gruß Wilke

... sich selbst die Butter ganz dick aufs Brot streichen lassen, den anderen aber nicht mal die Margarine gönnen?
Hüb'
Moderator
#26 erstellt: 24. Mai 2019, 08:45
Du berücksichtigst dabei allerdings nicht, dass ein Gutteil "populärer" Musikkultur in der Lage ist, sich wirtschaftlich selbst zu tragen, was für Orchester, Opern und Konzerthäuser überwiegend nicht gilt. Will man dieses kulturelle Angebot aufrecht erhalten, führt kein Weg an Subventionierung vorbei. Meiner Ansicht nach ist das durchaus Staatsaufgabe (analog dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk). Die Frage nach dem "richtigen" Maß ist natürlich berechtigt.
kölsche_jung
Moderator
#27 erstellt: 24. Mai 2019, 09:03
völlig klar ... und wie du schon schreibst ... "dass ein Gutteil "populärer" Musikkultur in der Lage ist, sich wirtschaftlich selbst zu tragen" ... genauso gibt es aber auch ein Gutteil von (un- bis gering geförderter) Kultur für die regelmäßig am 20ten schon Monatsende ist ...

... und mir würde es aber zB schwer fallen vielen Schülern meiner Frau die "Logik" in der Kulturförderung nachvollziehbar zu machen, wenn die gerade neidisch auf meine Frau schauen, die bei Veranstaltung A, B und C war, und traurig sagen, "da hab ich kein Geld für" ...

wie soll ich denen plausibel machen, dass auf sie ein statistischer Anteil von 600€ auf den Opernbau entfällt ... damit (aus deren Sicht) "reichen Leuten" die Operneintrittskarten subventioniert werden


[Beitrag von kölsche_jung am 24. Mai 2019, 09:04 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#28 erstellt: 24. Mai 2019, 09:09
Hallo Klaus,

kölsche_jung (Beitrag #27) schrieb:
... und mir würde es aber zB schwer fallen vielen Schülern meiner Frau die "Logik" in der Kulturförderung nachvollziehbar zu machen, wenn die gerade neidisch auf meine Frau schauen, die bei Veranstaltung A, B und C war, und traurig sagen, "da hab ich kein Geld für" ...

worauf bezieht sich das konkret ("Veranstaltung A, B und C")? Magst Du das verraten? Wird (mir) dann vielleicht klarer, was Du meinst.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 24. Mai 2019, 09:10 bearbeitet]
kölsche_jung
Moderator
#29 erstellt: 24. Mai 2019, 09:41
spielt eigentlich keine Rolle, aber konkret waren es
Angerfist/Bootshaus, masters of hardcore/NL, D-Fense/Bootshaus ... Zeugs, was viele sicherlich nicht als "Kunst" bezeichnen würden, ich halte es da eher mit dem BVerfG ...
wobei man dazu sage muss, dass gerade das Bootshaus mit Preisen um 30€ moderat bepreist, aber selbst das ziehen die Schüler meiner Frau nicht mal eben so aus der Tasche
nächste Woche wird es das Revolt-Festival gewesen sein (Bad Sobernheim - wo immer das ist, um 50€, fahren wir morgen hin) ...

... ich bin mir relativ sicher, dass der städtische Kunstförderbetrag (langfristig und über alles) mindestens 500€/Jahr/Kölner beträgt ...
würde man davon "nur" 10% wegnehmen und den Bürgern der Stadt zur individuellen Kunstnutzung zur Verfügung stellen ...
jeder Kölner (wegen mir nur bei Bedürftigkeit, für mich brauch ich das nicht) bekommt 5 (wenns nur die Bedürftigen sind 10) "Kunstgutscheine" a 10€ zur freien Verfügung, Museen, Konzerte, Lesungen was auch immer, die Betreiber lösen die Gutscheine bei der Stadt ein, nicht eingelöste Gutscheine kehrt die Stadt im Verhältnis zu den eingelösten aus

Das Problem ist halt, dass man natürlich nicht nur nach Marktlage subventionieren sollte (dann bräuchte man das ja gar nicht), die Frage ist aber schon ob man ausschließlich institutionell fördern sollte ... oder aber den Bürgern zumindest einen kleinen Teil "zweckgebunden" zur eigenen Kunstsuche zur Verfügung stellt ... auch wenn dann nix bei der Oper ankäme ... aber wer weiß? ...
net-explorer
Inventar
#30 erstellt: 24. Mai 2019, 11:53
Meiner Ansicht nach wird und soll jeder mit den Veränderungen im Laufe der Zeit umgehen, wie es ihm beliebt.

Das ist eigentlich auch der Tenor bisher in dieser Diskussion.

Der Sache nach ist es aber keine Diskussion, da eben nur jeder seinen Standpunkt darlegen kann, ohne dass dies für andere irgendeine Relevanz hätte.
Hier gilt eben das Prinzip Geschmacksache!

Mir persönlich ist auch der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach, soll heißen, Musikkonserven, auf die ich im Haushalt wahlweise zugreifen kann, wie es mir beliebt, haben für mich Priorität.
Dazu höre ich seither lieber den klassischen Rundfunk, als ich TV schaue, und habe da so manche Inspiration erhalten, die ich dann anderweitig weiter verfolgt habe. Es handelt sich dann aber um Sender, die nicht einfach acht mal am Tag die gleichen "aktuellen" Titel zu 75% runterspielen, in der Tat ist es schon praktisch sich bei Musik auch mit deren Hintergründen zu beschäftigen. Zumindest kann das für manchen interessant sein!
Dabei ist mir das Internet so nützlich, wie jedes andere adäquate Medium.

Jede Zeit hat ihre Medien, und die Musik ist da besonders anspruchsvoll, sonst wären wir nicht hier unterwegs.
Sie ließ sich nämlich nicht bereits in Ton (das Material!) verewigen, wie die erste menschliche Buchhaltung im Zweistromland anno hast du nicht gesehen.
Es fing mit persönlicher Überlieferung an, dann kamen Noten endlich aufs Papier, und irgendwann hat man es mit einer Wachswalze versucht, und das ist gar nicht mal so lange her.
Das Qualitätsniveau der heutigen Konserven ist schon enorm hoch, was da letztendlich festgehalten wird, nicht immer.
Dem streaming liegt gewöhnlich eine digitale Datenquelle zugrunde, qualitativ ist praktisch alles möglich.

Sich nur auf streaming zu verlassen, ist technisch schlicht recht einseitig. Was spricht dagegen, wenn man auf seine Lieblingsmusik davon unabhängig zurück greifen kann.
Die Idee, mittels Funktechnik jederzeit, also eben auch mobil, auf "seine" Musik via streaming zugreifen zu können, ist für den einen top, für andere nicht interessant. Letztendlich ist es eine technische Spielerei aus der Ecke, was kann man mit der aktuellen Technik alles realisieren, auch ohne echten sinnbewehrten Bedarf.
Streaming ist Teil der heutigen Kultur, aber für jeden optional!

In der ständigen Verfügbarkeit von endlos vielen Musikkonserven kann man Kultur sehen, oder auch nicht, wie ich es verstehe.
Die dadurch verursachte Übersättigung der Konsumenten trägt auf jeden Fall schädigend zur modernen menschlichen Unruhe bei.
Damit will ich nicht den Mangel verherrlichen. Wer aber z.B. eins / zwei handvoll Konzerte im Jahr besucht, wird sich auf diese sicher freuen,
Bei wem es dagegen 52 sind, für den entwickelt sich das mindestens zu einer Art Normalität, wenn es nicht eh in Stress ausartet, diese vielen Besuche in seine knappe Lebenszeit zu integrieren.

Streaming ist eigentlich ähnlich wie Radio, grundsätzlich eine 24h-Versorgung, allerdings mit Wahlfreiheit, was man hören möchte.
Deswegen würde ich es nicht verteufeln wollen, auch wenn ich selbst nur etwa insgesamt 10 Stunden / Jahr solche Angebote for free nutze.

Gegen das Überangebot an medialer Vielfalt und solchen Angeboten insgesamt kann man schon was tun, man MUSS sie ja nicht nutzen!
Und Wert hat immer nur das Seltene, das Besondere, das sollte man bei all dem Medienrummel nicht vergessen.
Wilke
Inventar
#31 erstellt: 24. Mai 2019, 12:34
An Kölsche jung: Wie Du bin auch ich der Meinung, dass bei der Kulturförderung nicht nur die Oper, das Theater und die klassische Musik gefördert sollen.... Das Unterground kenne ich noch aus meinen Zeiten in Köln sehr gut. In Düsseldorf wird übrigens auch die freie Szene sehr gut gefördert!!! gruß Wilke
Agon
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 24. Mai 2019, 13:07
Ich habe einfach keine Lust dazu, mich mit irgendwelchen Rockclubs zu beschäftigen, noch dazu in Köln. Das interessiert mich schlichtweg nicht. Und in meinen Beiträgen geht es auch nicht darum.

Und im Übrigen habe ich nicht Opernhäuser gegen Rockclubs ausgespielt oder behauptet, die wären "wichtiger". Was soll dieser Mist also?

Ich habe mich in meinen Beiträgen ganz konkret über Orchesterfusionen und Sparmassnahmen an Opernhäusern und Theatern geäussert.

Es wird auf allen Ebenen an der Kultur gespart. Und das ist das Problem.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk schwimmt im Geld und fusioniert trotzdem seine Orchester. Wer leidet zuerst darunter? Die Musiker.

Und leider besteht immer noch die antiquierte Vorstellung, dass nur "Reiche" in Oper und Konzert gehen. Ich kann das eigentlich nicht mehr hören, weil es nicht stimmt.
kölsche_jung
Moderator
#33 erstellt: 24. Mai 2019, 14:39

Agon (Beitrag #32) schrieb:
... Es wird auf allen Ebenen an der Kultur gespart. Und das ist das Problem.

kann man so nicht sagen ... in sehr vielen Kulturbereichen wird kein bischen an der Sparschraube gedreht
... die bekamen bisher schlicht nix und bekommen weiterhin schlicht nix ... also bis auf regelmäßige Steuerbescheide versteht sich, irgendwer muss die Opernhäuser ja auch finanzieren ...
Pigpreast
Inventar
#34 erstellt: 24. Mai 2019, 19:44

Agon (Beitrag #32) schrieb:
Ich habe einfach keine Lust dazu, mich mit irgendwelchen Rockclubs zu beschäftigen, noch dazu in Köln. Das interessiert mich schlichtweg nicht. Und in meinen Beiträgen geht es auch nicht darum.

Wenn Du hier schon indirekt die "Offtopic"-Keule schwenkst: Welchen Zusammenhang siehst Du denn zwischen Streamingdiensten und Deinen Ausführungen.
Agon
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 24. Mai 2019, 19:52
Was denn für ne Offtopic-Keule?

Den Bezug von Rockclubs zu meinen Beiträgen hat Kölsche Jung hergestellt, nicht ich. Vielleicht haste das ja gemerkt.

Und dass sich die Diskussion in diese Richtung entwickelt hat, liegt nicht an mir, Herr Schlaumeier.
Pigpreast
Inventar
#36 erstellt: 24. Mai 2019, 20:41
Na ja. Wechselt das Thema der Diskussion von "Streamingdiensten" zu "Abbau von Sinfonieorchestern u. ä" (ohne dass der Zusammenhang bislang überhaupt dargelegt worden wäre), gehst Du das gerne mit. Werden dann Vergleiche zu anderer Musik gezogen, reagiest Du so, als habe das gar nichts miteinander zu tun.

Wobei ich gar nicht mal auf dieser Diskrepanz herum reiten will. Mich würde nur insgesamt interessieren, ob ein Zusammenhang zwischen Streaming und einem angeblichen kulturellen Verfall gesehen wird.
kölsche_jung
Moderator
#37 erstellt: 24. Mai 2019, 22:26
Naja, um da mal nen Zusammenhang herzustellen...
Zuletzt subventionierte die Stadt Köln jeden einzelnen Opernbesuch mit 350€ ... würden die Opernbesucher statt des Besuchs streamen, müsste die Stadt Köln die Elefanten ausm Zoo ausleihen, die dann die Geldberge im Stadtkeller platt trampeln...
Pigpreast
Inventar
#38 erstellt: 24. Mai 2019, 22:34
Ich meinte zwar eher so etwas wie, ob Streaming symptomatisch für die heutige Flatrate-Zeit sei, "All you can eat", alles zur Verfügung haben müssen, aber nach nem Häppchen wieder verwerfen etc. und dass zu dieser Mentalität das gemütliche Beiwohnen klassisch-musikalischer Veranstaltungen immer weniger en vogue sei, oder so... aber mir fällt ein, dass ich mir mal wieder eine Jahreskarte für den Zoo kaufen könnte.
kölsche_jung
Moderator
#39 erstellt: 24. Mai 2019, 22:42
Kannst ja mal bei der Stadt anrufen, wenn du versprichst ein Jahr nicht in die Oper zu gehen, bekommst du vielleicht statt dessen 4 jahreskarten für den Zoo
Pigpreast
Inventar
#40 erstellt: 24. Mai 2019, 22:51
Oper ist eh nicht so mein Ding. Eher die Philharmonie. Was wird da so gesponsert?
kölsche_jung
Moderator
#41 erstellt: 24. Mai 2019, 23:32
Die Philharmonie ist billig, da werden nur 8€ pro Gast zugeschossen

Wobei das natürlich alles milchmädchenrechnungen sind, da nur die reinen Unterhaltskosten berücksichtigt werden, die Gebäudekosten werden natürlich nicht berücksichtigt
falls die Oper je fertig wird, dürfte der reale Zuschuss (unter Berücksichtigung der Baukosten) deutlichst im 4-stelligen Bereich pro Person liegen
Pigpreast
Inventar
#42 erstellt: 25. Mai 2019, 01:58
So gesehen sollte ich mich der Oper vielleicht doch etwas mehr öffnen. Mit einem Besuch der Stadt tausend Ocken aus dem Kreuz leiern anstatt acht, das hat schon was.

Im Dezember bin ich in Hamburg. Für Elbphiharmonie-Karten bin ich wohl schon zu spät dran, oder?
kölsche_jung
Moderator
#43 erstellt: 25. Mai 2019, 10:01

Pigpreast (Beitrag #42) schrieb:
... Für Elbphiharmonie-Karten bin ich wohl schon zu spät dran, oder?

kann man so nicht sagen ... die Elbphi hat da allerdings ein (mE) etwas seltsames Kartenvorverkaufsmodell ...
Du kannst Karten grundsätzlich schon recht preiswert (ab 15-20€) online über die Elbphi kaufen
allerdings werden die Karten da schubweise und dann auch bevorzugt (ein paar stunden früher) im stationären Handel gehandelt
das führt mE dazu, dass es nahezu unmöglich ist Karten online über die Elbphi zu bekommen
allerdings kannst du problemlos Karten über re-seller wie zB viagogo kaufen, allerdings mit einer kleinen Bearbeitungsgebühr
ich hab da gerade mal verglichen (für September) Elphi ab 17€ (der nächste Kartenschub ab 20.06.), viagogo ab 167€ ...

dieses Phänomen des Preiswuchers bei re-sellern hätte man natürlich mit personalisierten Karten umgehen können
die Problematik ist ja aber erst seit gut 10 Jahren bekannt, das konnte doch niemand ahnen ...

Es ist schon irgendwie erstaunlich, dass ein von der öffentlichen Hand so stark subventioniertes "Unternehmen" nicht mal
den Anstand hat, dafür Sorge zu tragen, dass Eintrittskarten (zum Normalpreis) auch in "öffentliche Hände" gelangen ...
Pigpreast
Inventar
#44 erstellt: 25. Mai 2019, 13:49
Hab mal ins Programm geschaut. Ausgerechnet in den Tagen, die ich in Hamburg bin, findet im Großen Saal der Elbphilharmomie eh nichts statt.
FabianJ
Inventar
#45 erstellt: 26. Mai 2019, 19:10
Als jemand, der zwar nicht dort wohnt, aber beruflich bedingt häufiger in Hamburg ist, empfinde die Elbphilharmonie nicht unbedingt als große kulturelle Bereicherung. Eher im Gegenteil! Vor der Eröffnung des neuen Konzerthauses war ich schon alle paar Monate einmal in der alten Musikhalle (Laeiszhalle). Wenn es nicht gerade auf den letzten Drücker war, kam man eigentlich immer ganz gut an Karten. Seit der Eröffnung der Elbphilharmonie ist jedoch zu beobachten, dass die meisten der interessanteren Konzerte nun dort stattfinden und mir als Normalo, der nur ab und zu mal schaut, was in der nächsten Zeit so „läuft", fällt es inzwischen deutlich schwerer, an die gewünschten Konzertkarten zu kommen.

Natürlich wird die Musikhalle immer noch bespielt, aber die für mich interessanteren Sachen finden dort nur noch selten statt.

Die Abonnenten werden das anders sehen, aber von meiner Warte aus war die Situation vorher deutlich besser.

Aber nun zum Thema:

Früher hatte ich mal Streamingdienste genutzt. Erst Grooveshark, später Spotify. Es war halt praktisch, um vor dem Kauf mal in ein Album reinhören zu können. Plattenläden, gar solche mit einem nennenswerten Klassiksortiment, gab es hier in der Provinz schon damals nicht. Auch war das noch zu der Zeit, als die GEMA (oder wer auch immer) auf Youtube so ziemlich jedes Video mit Musik, das nicht bei 3 auf den Bäumen war, wegzensiert hat.

Bei mir stellte ich mit der Zeit allerdings fest, dass es mir zunehmend schwer fiel, mich dabei auf ein bestimmtes Album zu konzentrieren. Man hört hier mal rein, da mal rein und wirklich konzentriert zugehört habe ich auch auf nur selten, weil ich meistens schon darüber nachdachte, was ich danach anhören möchte. Bei CDs und Bezahl-Downloads, besonders wenn sie interessante Booklettexte enthalten, fällt mir die Konzentration auf das gerade Gehörte deutlich leichter. Ich habe dann aufgehört, die Streamingdienste zu nutzen. Ich habe so einfach mehr von der Musik!

Dies sind nur meine persönlichen Eindrücke, die ich jetzt nicht verallgemeinern möchte.

Auch finde ich es gut, dass nicht mal eben ein Teil meiner Musiksammlung verschwinden kann, weil irgendein Rechteinhaber das nicht mehr möchte!

Da sich die GEMA-/Zensurproblematik auf YouTube inzwischen deutlich entschärft hat, nutze ich heute lieber das, um in mir unbekannte Musikalben reinzuschnuppern.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
gapigen
Inventar
#46 erstellt: 26. Mai 2019, 19:29
Gute Idee, das Thema Elphi in diesem Thread zu lassen.

Gerade bei klassischer Musik habe ich festgestellt, dass es viele Interpretationen im Stream nicht gibt. Jedenfalls habe ich viele meiner CDs/Schallplatten nicht gefunden.

Das Streaming ist für mich gut, neue Dinge kennenzulernen, das ist sonst ein ziemlich teurer Spaß. Man muss halt aufpassen, dass sich die eigene Hörkultur nicht dahin gehend ändert, dass man nur am zappen ist.
net-explorer
Inventar
#47 erstellt: 26. Mai 2019, 20:11

gapigen (Beitrag #46) schrieb:
... Das Streaming ist für mich gut, neue Dinge kennenzulernen, das ist sonst ein ziemlich teurer Spaß. Man muss halt aufpassen, dass sich die eigene Hörkultur nicht dahin gehend ändert, dass man nur am zappen ist.


Schöne neue Welt!

Wir müssen lernen, in der Vielfalt rational zu selektieren, auch wenn unsere Lebenserwartung statistisch länger geworden ist.
blackclassics
Stammgast
#48 erstellt: 26. Mai 2019, 21:07
Nachdem ich den Thread gelesen habe und mir vorab eigentlich schon sicher war,
das eines der wichtigsten Argumente gegen Streaming bestimmt schon gefallen ist,
wundere ich mich, daß es noch niemandem hier aufgefallen ist.

Vorab noch ein kurzes Feedback:
habe mich in der letzten Zeit mit 2 jüngeren Arbeitskollegen über Musik unterhalten.
der jüngere von beiden, so Anfang 20, kennt nur Streaming und nutzt keine andere Quelle
der etwas ältere, Ende 20, nutzt auch Spotify, hat aber immerhin einen Plattenspieler zu Hause
und nutzt den auch. Ich versuche gerade, ihn für hochwertige Musikwiedergabe zu begeistern...mit Erfolg.
Ansonsten wird doch hauptsächlich auf brüllende Bluetoothlautsprecher gestreamt.

Die Junge Generation fährt also voll aus Streaming ab.
Gehen wir mal davon aus, daß in 10 Jahren physikalische Tonträger bis auf einen Nischenmarkt in der Masse
keine Rolle mehr spielen, sonden weit über 90% der Musik gestreamt wird.
Überlegt euch mal, welche Vergütung selbst bekannte Musiker bekommen und ob/wie sie davon leben könne/sollen.
Oder ob sie überhaupt noch motiviert sind, neue Stücke zu produzieren.

von 2017:
streaming


Es sei jedem überlassen, wie er sich mit Musik versorgt, bei mir wird es vorerst bei der CD bleiben, bin halt ein Kind der 80er.
Hochauflösendem Download könnte ich mittelfristig auch noch vorstellen.
net-explorer
Inventar
#49 erstellt: 26. Mai 2019, 21:27

blackclassics (Beitrag #48) schrieb:
...Die Junge Generation fährt also voll aus Streaming ab. ...


Konsumieren so schnell und unverbindlich wie möglich, music to go!

Das ist eben "neue Kultur", wir älteren sehen das aus einer anderen Perspektive.
gapigen
Inventar
#50 erstellt: 26. Mai 2019, 21:41

Das ist eben "neue Kultur", wir älteren sehen das aus einer anderen Perspektive.

Wenn es so ist, dann soll es wohl so sein.

Das Internet bzw. die Vernetzung hat eben einfach alles geändert, und wir sind da noch am Anfang...
Ich glaube nicht, dass die Menschen mit der zunehmenden Virtualität auf Dauer glücklich werden. Warten wir es ab...
Hüb'
Moderator
#51 erstellt: 27. Mai 2019, 08:02

blackclassics (Beitrag #48) schrieb:
Nachdem ich den Thread gelesen habe und mir vorab eigentlich schon sicher war,
das eines der wichtigsten Argumente gegen Streaming bestimmt schon gefallen ist,
wundere ich mich, daß es noch niemandem hier aufgefallen ist.

Siehe #2.

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