Gehe zu Seite: |vorherige| Erste Letzte

Mozart, Wolfgang Amadeus: Die Klaviersonaten

+A -A
Autor
Beitrag
Martin2
Inventar
#51 erstellt: 04. Jan 2010, 11:32

Kreisler_jun. schrieb:
Ich kenne diese CD nicht, aber unter den tatsächlich vom RPO gespielten CDs dieser Billig-Reihe, die seit gut 10 Jahren auf unterschiedlichen Labels auftauchen, sind einige Schnäppchen dabei (unter Dirigenten wie Mackerras oder Handley).


Das ist sicher auch richtig, so ist ja der Holst mit Handley auf Membran wieder aufgetaucht und auch sonst bieten die so das eine oder andere auch neuwertigere, was vielleicht nicht so schlecht ist, wenn man den günstigen Preis berücksichtigt. Nur sind 7 Euro für eine SACD kein Schnäppchen mehr. Ich sehe keinen Sinn darin, 7 Euro rauszuwerfen für vermutlich irgendwelchen Müll, nur weils ne SACD ist, wenn man für dasselbe Geld oder sogar weniger alles mögliche wirklich tolle kriegt - zum Beispiel den gesamten Naxoskatalog.

Gruß Martin
Laser12
Stammgast
#52 erstellt: 06. Jan 2010, 01:54
Moin,

danke für die Antworten. Die CD ist demnach vermutlich nicht der Hit.


Hüb' schrieb:
Für 7 € gibt es sicher ansprechendere Interpretationen von KV 331.

Welche? Es mag ja sein, dass mit den Angaben hier im Thread einige etwas anfangen können. Für mich ist aber ohne konkrete Angabe mit Quelle leider nicht erkennbar, was genau gemeint ist.


Kreisler_jun. schrieb:
z.B. mit Zacharias

Bist Du sicher? Hast Du die CD? Mit EMI Classics habe ich bisher eher durchwachsene Erfahrungen gemacht.


Martin2 schrieb:
wenn man für dasselbe Geld oder sogar weniger alles mögliche wirklich tolle kriegt - zum Beispiel den gesamten Naxoskatalog.

Mit Naxos habe ich bisher nur Reinfälle erlebt - auf dem Niveau von Ariola Express.
Martin2
Inventar
#53 erstellt: 06. Jan 2010, 02:47

Laser12 schrieb:


Martin2 schrieb:
wenn man für dasselbe Geld oder sogar weniger alles mögliche wirklich tolle kriegt - zum Beispiel den gesamten Naxoskatalog.

Mit Naxos habe ich bisher nur Reinfälle erlebt - auf dem Niveau von Ariola Express.


Ich habe ja auch nicht gesagt, daß alles von Naxos gut ist. Es gibt aber mit Sicherheit ein paar Sachen von Naxos, die gut sind. Zum Beispiel was ich von den Haydn Quartetten mit den Kodalys hörte. Der Bruckner mit Tintner - jedenfalls teilweise. Malcolm Arnold etwa auch. Die 2. von Elgar mit Downes ist ausgezeichnet, auch die 1. die ich nicht habe, soll gut sein. Die Kodalyeinspielung gefällt mir ausgezeichnet ( Harry Janos). Elgar Klavierquintett. Und einiges andere.

Es ist allerdings wahr, daß Naxos selten mit absoluten Topensembles zusammengearbeitet hat. Das war am Anfang von Naxos, als die Majors den Klassikmarkt bestimmten, allerdings kein großes Problem.

Dafür haben die ihren Katalog eben in den Jahren unglaublich ausgebaut und man findet dort alles mögliche, von Howard Hansons Sinfonien über die Kammermusik von Charles Ives bis zu den Werken Malcolm Arnolds. Einen größeren Katalog als den von Naxos gibt es überhaupt nicht. Das finde ich immer noch das großartige an der Firma, daß man da wirklich sehr viel findet. Teilweise tauchen möglicherweise sogar Sachen aus dem Marco Polo Katalog und anderes im Naxoskatalog auf. Der Gliere auf Naxos war etwa ursprünglich Marco Polo. Wobei der Gliere sicherlich nicht so gut ist.

Es liegt mir also fern, die Qualität von Naxos anzupreisen, nur die berühmte Klaviersonate von Mozart gibt es sicherlich in dutzenden, möglicherweise hunderten wenn auch nicht immer greifbaren Einspielungen ( die hier auch sicher nicht jeder kennt)und deshalb dürfen diese auch wirklich etwas billiger sein, während man bei Naxos respektieren muß, daß die teilweise sehr ausgefallenes Repertoire mit oft sehr guten, wenn auch selten Weltklassekünstlern zu einem sehr guten Preis anbieten.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 06. Jan 2010, 02:51 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#54 erstellt: 06. Jan 2010, 11:11
Hallo,

EMI und Naxos sind renomierte, große Label.
Die "Gurkendichte" hält sich bei beiden (bei Naxos kann man noch "mittlerweile" hinzufügen) sehr in Grenzen.

Die Einspielung von Zacharias ist sicher eine Empfehlung wert.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 06. Jan 2010, 11:12 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#55 erstellt: 06. Jan 2010, 11:40

Laser12 schrieb:


Kreisler_jun. schrieb:
z.B. mit Zacharias

Bist Du sicher? Hast Du die CD? Mit EMI Classics habe ich bisher eher durchwachsene Erfahrungen gemacht.


Ich habe einige dort enthaltenene Aufnahmen anders gekoppelt auf einer etwas älteren CD-Zusammenstellung, incl. KV 331.



Sie sind klanglich m.E. einwandfrei und interpretatorisch sehr gut, ziemlich geradlinig. Die einzige Besonderheit ist, dass im alla-turca-Finale etwas tschingderassabum zum Einsatz kommt. Historische Instrumente hatten so etwas, Zacharias spielt auf einem modernen, aber fügt Becken hinzu (ich glaube, seine Frau spielt die (uncredited). Ich finde das ganz witzig, kommt auch erst am Ende.
Ich kenne jetzt keine andere neuere Einspielung auf modernen Instrumenten, die einzeln preiswert erhältlich wäre.
Amazon hat noch Schiff und Brendel, nicht allzu teuer. Gib einfach in die Suche "Mozart 331" ein.

Gulda finde ich gerade noch, die ist hier sogar komplett enthalten, aber hier würde ich für den Klang nicht die Hand ins Feuer legen, auch wenn dies eine echte Studio-Aufnahme sein müßte, ggf. reinhören.



JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 06. Jan 2010, 11:44 bearbeitet]
Laser12
Stammgast
#56 erstellt: 09. Jan 2010, 01:46
Moin,

nach den Hinweisen steht jetzt dieser Silberling auf meinem Wunschzettel:


Quelle: Amazon

Vielen Dank.
Wilke
Inventar
#57 erstellt: 26. Mai 2011, 15:13
Liebe Klassikhörer,

habe mir gerade den ganzen thread durchgelesen. Werde mich mal an einige Sonaten begeben und diese hören.

Was sind Eure Lieblingssonaten? gruß Wilke
Kreisler_jun.
Inventar
#58 erstellt: 26. Mai 2011, 17:13

Wilke schrieb:

Was sind Eure Lieblingssonaten?


a-moll KV 310, D-Dur KV 576 und dann vermutlich c-moll KV 457 und B-Dur KV 333.
Und die Fantasie c-moll KV 475 nicht vergessen!

(s.o. immerhin bin ich einigermaßen konsistent)
Wilke
Inventar
#59 erstellt: 27. Mai 2011, 07:38
Wie gefällt Euch die Mozartsche Klaviersonate Nr. 8?
Ist diese irgendwie "berühmt" oder schwer zu spielen? gruß Wilke
WolfgangZ
Inventar
#60 erstellt: 27. Mai 2011, 15:24
Hallo, Wilke!

Sag mir die Tonart oder, viel besser, das KV! Durchzählen schaffe ich hier noch weniger als bei den Klavierkonzerten oder den Sinfonien.

Wolfgang
Kreisler_jun.
Inventar
#61 erstellt: 27. Mai 2011, 16:51
8 müsste doch die a-moll KV 310 sein, oder? Das ist sicher eine der berühmten (nach der A-Dur KV 331)

Wilke, Du weißt doch, Insider verwenden IMMER Köchelnummern, keine laufenden Nummern, ebenso bei Beethoven Opusnummern keine laufenden Nummern!

Ich glaube, keine dieser Sonaten ist technisch besonders schwer zu spielen. (Wie ging noch mal dieser Spruch? Zu leicht für Anfänger und zu schwer für Profis?)


[Beitrag von Kreisler_jun. am 27. Mai 2011, 16:58 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#62 erstellt: 27. Mai 2011, 17:32
Wenn es KV 330 in a-moll ist, kann man die Sonate als geübter Laie ordentlich bewältigen, sofern man sich die Zeit zum Einstudieren nimmt (vom Blatt wird's nichts Genaues) - aber das gilt für fast jede Sonate von Mozart und betrifft natürlich nur die technische Verfügbarkeit (bei der aber, was etwa Beethoven anbelangt, wesentlich schneller Schluss ist - bei mir ).

Sie hat einen dunklen, drängenden, vom Sturm und Drang geprägten Kopfsatz, einen tief empfundenen, aber auch ornamental gestalteten Mittelsatz in F-Dur und einen nicht so sehr bohrenden, aber auch unsteten und keineswegs heiteren Finalsatz, der wieder in der Grundtonart steht.

Sie gehört zweifellos nach KV 331 in A-Dur mit den Variationen und dem Alla-Turca-Finalmarsch zu den bekanntesten und sicher auch wertvollsten Sonaten Mozarts.

Mit meiner Gesamtaufnahme bin ich zufrieden:

amazon.de

Gruß, Wolfgang
WolfgangZ
Inventar
#63 erstellt: 27. Mai 2011, 17:41
Ich habe jetzt mal die Gesamtaufnahme hergesucht:

Die a-moll-Sonate KV 310 wird dort als Nr. 9 gezählt - Wilke meint sie vermutlich nicht - oder doch? - und ich kenne sie nur vom (seltenen) Hören. KV 331 zählt als Nr. 11.

Die Nr. 8 wäre dann in D-Dur, KV 311. Das Brillant-Booklet lässt erkennen, dass 311 vor 310 entstanden ist (im Zeitraum 1777/ 1778). Aber hier sieht man wieder einmal in aller Deutlichkeit und Schärfe , dass Zählungen problematisch sind.

Wolfgang
Thomas133
Hat sich gelöscht
#64 erstellt: 27. Mai 2011, 18:47

WolfgangZ schrieb:
Aber hier sieht man wieder einmal in aller Deutlichkeit und Schärfe , dass Zählungen problematisch sind.


Ziemlich verwirrend find ich hinsitlich dessen auch das Ryom-Verzeichnis (RV-Nummern) bei Vivaldi. Da kann theoretisch (aber noch nicht nachgeprüft) ein zB RV 30 älter als ein RV 800 sein, wenn man sich nicht über das genaue System vorher informiert hat geht man ja vom meist gängigen System aus es bzgl. Enstehungszeit möglichst chronologisch nummeriert zu gestalten. Ob dieses System sinnvoll ist ist wieder eine andere Frage da man ja die Besetzung wie ich meine vom Titel selbst ableiten kann. Zum. kann man sich da beim KV doch etwas orientieren (wenn es natürlich auch manche Abweichungen und nicht korrekt zugeordnete Nummern gibt)

lg
Thomas
Kreisler_jun.
Inventar
#65 erstellt: 27. Mai 2011, 19:22
Ich kenne das Vivaldi-Verzeichnis nicht, würde aber stark vermuten, dass es wie BWV und HWV kein chronologisches Verzeichnis ist.

Köchel ist ein chronologisches mit einigen Fehlern. Das ist aber egal, es geht ja erstmal nur um eine eindeutige Zuordnung.

Ich habe auch gestutzt, als ich vorhin Nr. 8 für KV 310 schrieb. Aber das stand so auf der Rückseite der CD (Gould CBS) und es ergibt sich auch, wenn man ab KV 279 mit 1 zu zählen anfängt. Letztlich sind aber die lfd. hier nicht sehr gebräuchlich (anders als bei den Sinfonien und Klavierkonzerten). Kein Wunder, wenn KV 311 Nr. 8 und KV 310 Nr. 9 ist
Thomas133
Hat sich gelöscht
#66 erstellt: 27. Mai 2011, 19:51

Kreisler_jun. schrieb:
Ich kenne das Vivaldi-Verzeichnis nicht, würde aber stark vermuten, dass es wie BWV und HWV kein chronologisches Verzeichnis ist.


Stimmt, jetzt wo dus schreibst fällts mir auch auf. Scheint wohl eine populäre Form speziell für Barockkomponisten zu sein. Mir persönlich ist doch das andere System lieber auch wenn es nicht lückenlos perfekt ist.
Wilke
Inventar
#67 erstellt: 30. Mai 2011, 10:05
Ich meinte KV 310. Diese Sonate wird erstaunlicherweise von
Mar-andree Hamelin am 6.Juni in Düsseldorf gespielt. gruß Wilke
Wilke
Inventar
#68 erstellt: 30. Mai 2011, 10:51
Habe noch mal ins Köchelverzeichnis reingeschaut: 8 Sonate wäre demnach wirklich KV 310 - deswegen bin ich kein Fan von Verzeichnissen.gruß Wilke
WolfgangZ
Inventar
#69 erstellt: 30. Mai 2011, 14:48

Wilke schrieb:
Habe noch mal ins Köchelverzeichnis reingeschaut: 8 Sonate wäre demnach wirklich KV 310 - deswegen bin ich kein Fan von Verzeichnissen.gruß Wilke


Das Verzeichnis ist ja einigermaßen eindeutig, nur eine Zählung ist es nicht.

Ich höre mir KV 310 später mal an!

Besten Gruß, Wolfgang
Wilke
Inventar
#70 erstellt: 08. Jun 2011, 09:46
so, gestern war ich in Düsseldorf und habe das Konzert mit
Marc-Andre Hamelin genossen. Neben Liszt spielte er auch die Sonate a-Moll KV 310 KV von W.A. Mozart.
Sie ist die erste der 1778 in Paris entstandenen Sonaten und gemäß Programm "spiegelt sie die Resignation des unglücklichen undunergiebigen Aufenthalts in der der französischen Metropole deutlich wider. Der heroisch-tragische 1.satz erinnert mit seinen punktierten Rhythmen und seiner strengen formalen Logik an einen Marsch und an miltärische Disziplin. Er ist als Sonatenform konzipiert und durch scharfe Dissonanzen, extreme Dy<namik und klangliche Härten charakterisiert. Der ebenfalls in Sonatenform angelegte 2. satz trägt leidenschaftliche und tragische Züge. Kennzeichnend sind neben der Bevorzugung tiefer Register die extremen dynamischen Kontraste und die üppigen Ornamanete. Das Finale in Rondofrom ist ein Perpetuum mobile voll motorischer Energie. Es wird von einem einzigen Thema beherrscht, aus dem sich alle neuen melodischen Gedanken ableiten". Ende des Zitates. Mir hat diese Sonate sehr gut gefallen, ich habe jedoch von "Resignation" nichts gespürt, für mich was sie alles andere als traurig. Vielleicht hört sich der eine oder andere von Euch die Sonate Nr. 8 noch mal an. gruß Wilke
Joachim49
Inventar
#71 erstellt: 08. Jun 2011, 13:13
Ich habe sie - eher zufällig, unabhängig von deiner Frage - die letzten Tage gehört. Sie ist nämlich auf der Helene Grimaud CD "resonances", die ich kürzlich erstanden habe.
Prtogrammheft-Lyrik ist immer ein problematisches Genre. Wolfgang Hildesheimer hat völlig recht, wenn er all zu enge Bezüge zwischen Biographischem und Musikalischem bei Mozart bestreitet. Es gibt keinen Grund anzunehmen, die Sonate spiegle "die Resignation des unglücklichen Aufenthaltes wieder", sei also biographisch inspiriert. Es mag bei Mozart gewiss resignative Züge geben, aber in K 310 sind sie wohl nicht besonders stark ausgeprägt. Und tragisch ist der Mittelsatz gewiss nicht, - und warum nun gerade 'üppige Ornamente' kennzeichnend für Leidenschaft und Tragik sind, bleibt dem Leser rätselhaft.

Die Sonate K 310 ist gewiss eine sehr typische und auch schöne Mozartsonate; ich habe sie oft und gerne gehört, aber sie gehört nicht zu den Mozartwerken, die ich wirklich bewundere. Die Klaviersonate ist nicht das Terrain wo Mozart sein Bestes gegeben hat. Auch K 310 trägt durchaus konventionelle Züge, und Mozart bewegt sich im Rahmen dieser Konventionen, allerdings auf einem perfekten Niveau. Wegen der Mozartsonate würde ich die Grimaud CD nicht unbedingt empfehlen, obwohl ich die Pianistin im allgemeinen sehr schätze.
Freundliche Grüsse
Joachim
Martin2
Inventar
#72 erstellt: 09. Jun 2011, 20:55

Joachim49 schrieb:
Die Klaviersonate ist nicht das Terrain wo Mozart sein Bestes gegeben hat. Auch K 310 trägt durchaus konventionelle Züge, und Mozart bewegt sich im Rahmen dieser Konventionen, allerdings auf einem perfekten Niveau.


Hallo Joachim,

eben diesen Eindruck hatte ich auch. Irgendjemand in irgendeinem Forum meinte denn auch, Mozarts Klaviersonaten wären eher "Divertimenti".

Also Mozarts Klaviersonaten mit der Carmen Piazini wußten bei mir überhaupt nicht zu zünden. Ich werde mir aber irgendwann mal den Barenboim zum Vergleich anhören.

Es ist irgendwie erstaunlich: Mozarts Klavierkonzerte mag ich wirklich sehr, ich kenne nichts schöneres, aber Mozarts Klaviersonaten fand ich vergleichsweise einfach nur blaß. Gut, es gibt diese eine Sonate mit dem türkischen Marsch, aber es ist glaube ich auch die einzige Mozartsonate, die es zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Mein Eindruck von den Sonaten war einfach der eines langweiligen "Dahinplätscherns".

Gruß Martin
Wilke
Inventar
#73 erstellt: 10. Jun 2011, 09:06
Hallo Martin,
auch ich mag Mozarts Klaviersonaten nicht so, abe die 8te hat es mir eben angetan.

Die Klavierkonzerte - besonders das 23 liebe ich auch, obwohl
ich sonst kein Freund von Klavierkonzert bin (Beethovens Sonaten mag ich sehr gerne, die Klavierkonzert aber nicht so)
gru´ß Wilke
*renrew*
Ist häufiger hier
#74 erstellt: 11. Jun 2011, 02:13
Hallo zussammen,

Die Meinung von Joachim, daß die Klaviersonate nicht das Terrain ist, wo Mozart sein Bestes gegeben hat, hat man ja noch einigermaßen gelten lassen, die Ansicht Martins, daß seine Sonaten "einfach nur blaß" seien und "ein langweiliges Dahinplätschern" vermittelten, kann man aber so kaum stehen lassen. Dies mag ein persönlicher Eindruck sein, doch stellen Mozart's Sonaten und seine Klaviermusik generell nicht nur ein wichtiges Bindeglied zwischen C.Ph. Emmanuel Bach und Beethoven dar, so daß ihnen je nach Entstehungszeit sowohl noch Barockes anhaftet als auch von ihnen schon viel Progressives ausgeht, sondern gerade diese sehr intimen Kompositionen, die vor allem auf seinen Reisen als vortragender Künstler entstanden, lassen m. E. besonders tief in seine Seele blicken. Sie entstanden meist intuitiv aus dem Augenblick und der jeweiligen Situation und weniger aus kompositorischer Reflexion. Oft spiegeln sie das kindlich-heitere in Mozart sehr direkt wider. In den langsamen Sätzen erscheinen sie dann oft sehr nachdenklich-traurig. Am Nähesten fühlt man sich Mozart, wenn man einmal selbst am Klavier seiner Gefühlswelt nachspürt. Pathetische Gefühlsausbrüche wie bei Beethoven kann man da natürlich noch nicht erwarten, doch können vor allem die Sonaten KV 331, 576 und die Fantasie KV 475 auf ihre Art durchaus als Meisterwerke bezeichnet werden, die ganz bestimmt nicht blaß sind, und die auch nicht nur so dahinplätschern, wenn sie richtig interpretiert werden. Aber auch weniger berühmte oder weniger beliebte und gespielte Sonaten haben durchaus ihren Reiz und stellen treffende Momentaufnahmen von Mozarts Entwicklungsstand und vor allem seiner psychischen Vefassung dar, so z. B. auch die Sonaten KV 309, KV 330, oder das Rondo KV 485, die Gigue KV 574, die 6 Variationen KV 398 oder auch die 10 Variationen über "Unser dummer Pöbel meint" KV 455. Allein diese wenigen Beispiele stellen so unterschiedliche Konzeptionen dar und vermitteln so von einander abweichende Musikeindruücke, daß dies schon hochinteressant und beeindruckend ist.

Ein Interpret, der für diese Klaviermusik Mozarts m. E. den richtigen Ton und Anschlag findet, ist der frühe CHRISTOPH ESCHENBACH, der dieser Musik weder unnötiges Gewicht verleiht, noch diese allzu leicht und trivial wiedergibt. Sein Spiel ist von höchstem Niveau und von größter Sensibilität, was vor allem lyrischen Passagen sehr zugute kommte. Trotz größter Werktreue verleiht er dieser Musik seine eigene persönliche Note. Besonders hörenswert sind dabei seine Einspielungen der Sonaten KV 330 und 331 und der Rondos KV 485 und 511. Vielleicht bekommt auch Martin einen etwas positiveren Eindruck vom Klavierwerk Mozarts wenn er Christoph Eschenbach mit den Sonaten KV 330 und 331, und den Rondos KV 485 und 511 hört!

Viele Grüße

Werner
Joachim49
Inventar
#75 erstellt: 11. Jun 2011, 02:30
Hallo Werner,
ich möchte dir da gar nicht widersprechen und ich höre die Mozartsonaten durchaus gern. Ich bin nur nicht so sicher, ob es direkte Bezüge zwischen biographischem und kompositorischem gibt bei den Mozartsonaten. So negativ wie Martin würde ich sie nicht beurteilen. Aber es gibt vermutlich viele andere Klaviersonaten aus der 'Mozartzeit', die den Vergleich mit Mozart nicht zu scheuen brauchen (etwa bei dem hier unterschätzten Haydn). In dem Sinn ist Mozart auf diesem Terrain seinen komponierenden Kollegen nicht überlegen, was er als Opernkomponist oder Schöpfer von Klavierkonzerten durchaus ist. Aber du magst Recht haben, dass 475-457 eine Klasse für sich sind.
Freundliche grüsse
Joachim
Martin2
Inventar
#76 erstellt: 11. Jun 2011, 02:42
Hallo Werner,

danke für Dein Plädoyer. Ja dann will ich mir die Sonaten doch noch einmal vorknüpfen. Ich habe sie wiegesagt mit der Carmen Piazinni, aber in meiner Mozart Gesamtausgabe werden sie auch drin sein mit anderen Interpreten und einige habe ich jetzt auch mit dem Barenboim.

Ich wollte weniger ein abschließendes Urteil sprechen als einen Höreindruck. Diese haben bei mir wenig zu sagen. Danke für den Tip mit dem Eschenbach, aber als altes Boxenluder, das ich bin, häufen sich bei mir die ungehörten CDs ( auch in der Decca Piano Masterworksbox wird noch etwas drin sein).

Bei Mozart ist es halt so, daß man immer etwas unheimlich großes erwartet - auch bei Beethoven ist das so - und dann ist man gelegentlich enttäuscht, was aber nichts zu sagen hat.

Ich höre mir das also bestimmt noch mal an.

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#77 erstellt: 11. Jun 2011, 11:36
Man darf hier das relativ niedrige Gewicht, das die gesamte Gattung zu Mozarts Zeit hatte, nicht vergessen. Mozart wäre es kaum eingefallen, Klaviersonaten zu schreiben, um ein repräsentatives "Meisterstück" abzuliefern wie bei den Haydn gewidmeten Quartetten oder den drei späten Sinfonien. Dafür war die Gattung zu sehr auf Haus- und Amateurmusik beschränkt und genoß eben auch "technisch" nicht den Ruf wie das Streichquartett.
(Bei Haydn ist das im Grunde genauso, wenngleich ein paar seiner späten Sonaten umständehalber virtuoser und grandioser wirken mögen als Mozarts.)

Andererseits kann man Mozarts Klaviersonaten auch kaum als Gelegenheitswerke abtun: der erste Sechserpack ab KV 279 liegt für ihn biographisch sehr spät (er hatte praktisch alle anderen Gattungen schon vorher bedient!) und Werke wie die a-moll-Sonate oder die vier 330-333 sind sicher in ihrer Umgebung gewichtige und bedeutende Werke, selbst wenn sie uns verglichen mit den mehrere Jahre später komponierten Klavier*konzerten* oder seinen Streichquartetten oder den Klaviersonaten Beethovens "leichter" vorkommen.

Aber aufgrund des eher leichten Gewichts der gesamten Gattung und der Tatsache, dass Mozart in seinen 10 reifsten Jahren in Wien immer anderweitig ausgelastet war (Klavierkonzerte für sich selber, Opern als Gattung, die am meisten Geld und Ruhm bringt, Kammermusik), folgen danach nur noch vereinzelt Gelegenheitswerke. Das soll den Rang einzelner Werke wie der c-moll-Sonate (wenn auch die Fantasie nicht ganz zu unrecht das populärere Werk sein mag), der allerletzten K 576 oder einem anscheinend liegengebliebenen, aber faszinierenden Experiment, dem eckig-polyphonen 494/533-"Zwitter" nicht schmälern.

Aber es erklärt vielleicht, warum wir eben kein wirkliches Pendant zu den Streichquintetten und -quartetten oder den reifen Klavierkonzerten auf dem Gebiet der Klaviersolomusik haben.
flutedevoix
Stammgast
#78 erstellt: 11. Jun 2011, 12:49
Ich glaube, wir haben bei Martins Eindruck wieder den typischen Fall vor uns, daß schlechte Interpretationen gleichgesetzt werden mit schlechten Kompositionen.

Ich kenne ein oder zwei Sonaten in der Intepration Piazzinis. Entschuldigt dir harrsche Einqualifizierung: hier ist NAXOS einfach nur billig. Das plätschert einfach so vor sich hin.
Ob das nun mit Barenboim besser wird? Vielleicht plätschert es nicht mehr ganz so seicht vor sich hin, aber eine besonders werkdienliche Interpretation ist es nun auch nicht.

Empfehlen könnte ich Andras Schiff, da wird unmissverständlich deutlich, welche Meisterwerke etwa die c-Moll-Fantasie oder KV 331, 333, 576 sind!
amazon.de


Vielleicht noch besser ist diese einzelnen CD am Hammerflügel mit Andras Schiff. Wie auch bei Haydn hört man, we gut Mouart sein Instrument kannte und den Klangfarbenreichtum des Hammerflügels in seine Kompositionen einschloß:
amazon.de


[Beitrag von flutedevoix am 11. Jun 2011, 12:59 bearbeitet]
*renrew*
Ist häufiger hier
#79 erstellt: 11. Jun 2011, 19:55
Danke für die NOCH spätnächtlichereren Beiträge von Martin und Joachim als der meine!
Martin, schön, daß Du den Stab über die Mozart-Sonaten noch nicht endgültig gebrochen hast, und Du Dir diese nochmals vornehmen willst. Was Kreisler jun. zu diesem Thema schreibt ist sehr zutreffend. Vielleicht findest Du ja sogar Aufnahmen mit CHRISTOPH ESCHENBACH - vermutlich aber kaum bei Decca, da Eschenbach m.W. fast ausschließlch mit der Deutschen Grammophon gearbeitet hat. Andras Schiff, den flutedevoix für die Sonaten empfiehlt, ist sicher allererste Wahl, aber für die Interpretation der Sonaten KV 330, 331 und den Rondos 485 und 511 trifft Eschenbach, dessen Mozart-Einspielungen vermutlich nicht mehr soviele kennen, mit seinem sensiblen, klarem, jugendlich-frischem Spiel einfach den richtigen Ton und vermittelt in den Prestosätzen die quirlige Leichtigkeit, und in den Andantes jene Nachdenklichkeit, wie man sich dies, nach allem, was man über das Wesen Mozarts, seine Lebensumstände in dieser Zeit und der Entstehungsgeschichte der Werke, gehört und gelesen hat, als sehr treffend vorstellen könnte.
Carmen Piazzini sollte man vielleicht nicht ganz so abqualifizieren wie flutedevoix in seinem Beitrag, denn sie hat nach Meinung bekannter Kritiker auch ihre Meriten, nur eben ist sie wohl bei Mozart, bei aller Werktreue, etwas flüchtig und unverbindlich.
Sehr sachlich und ausgewogen finde ich die weiteren Ausführen von Joachim, wobei ich eben doch schon meine, daß es direkte Bezüge zwischen biographischem und kompositorischen bei Mozart gibt, so wie es z. B. einigermaßen belegt ist, daß er das Andante in der Sonate KV 309 zumindest in Gedanken der schöen Tocher Rose von Christian Cannabich gewidmet hat, oder z. B. bei Entstehen der C-Dur Sonate KV 330 keine größeren Sorgen Mozart's Gedanken trübten, was dann auch in dem heiteren Grundton des Werkes seinen positiven Niederschlag findet. Es gäbe noch andere Beispiele für weitere Sonaten, wobei sich natürlich ein absoluter Nachweis nie führen läßt.
Joachim hat auch völlig recht mit der Feststellung, daß Haydn mit einigen seiner Sonaten auf jeden Fall kompositorisch und inhaltlich - vor allem mit seinen vielen überraschenden, genialen Einfällen, ohne weiteres mit Mozart mithalten kann. Auch ich meine, daß Haydn lange Zeit, wie Schubert , völlig unterschätzt wurde. Es hat aber den Anschein, daß immer mehr große Pianisten sich endlich an den hohen Stellenwert der Sonaten Haydn's erinnern. Als einer der ersten verlieh wohl SVATOSLAV RICHTER in seiner fulminanten Wiedergabe der Sonate Nr. 20 1960 in einem Life-Konzert im Moskauer Konservatorium die verdiente Aufmerksamkeit.
Im allgemeinen verhält es sich mit den Sonaten Mozarts wohl ähnlich wie mit den Streichquartetten, wenn man erstere mit seinen Klavierkonzerten, und letztere mit den Sinfoinien vergleicht. Natürlich ist der Eindruck der Orchesterwerke erst einmal gewaltiger und beeindruckender. Doch bleibe ich dabei - bei aller großen Begeisterung für die Klavierkonzerte und Sinfonien - daß man eben gerade in seiner sehr intimen und persönlichen Kammermusik, bei genauem Hinhören dem Wesen und Rätsel Mozart vielleicht sogar näher kommen kann als in den imposanten Orchesterwerken, die einem in ihrer Wirkung immer wieder erst einmal die Sprache verschlagen.
Zu den Sonaten von Mozart sagte übrigens kein geringer als Wilhelm Kempff, daß diese zu leicht sind für Amateure und zu schwer für professionelle Musiker. Was auf die Interpretation zutrifft, könnte so also auch auf die viel zu geringe Bedeutung zutreffen, die man diesen tatsächlich oft zu schnell verschmähten Werken beimißt!

Gruß
Martin2
Inventar
#80 erstellt: 11. Jun 2011, 21:20
Also ich habe mir die Klaviersonaten jetzt noch mal vorgeknöpft. Ich hörte KV 311, 330 und 331. Diesmal mit Klara Würtz aus der Brilliantbox. Diese Aufnahmen habe ich überhaupt noch nicht gehört, aber sie gefallen mir gar nicht schlecht, besser als die Carmen Piazinni.

Merkwürdigerweise war mein Eindruck beim ersten Hören ein recht starker, allerdings doch eher in der Richtung, daß dies - in 311 und 330 - speziell auch in den schnellen Sätzen ein eher plaudernder und auch privater Mozart ist. Beim Wiederhören verstärkte sich dieser anfängliche Eindruck allerdings nicht.

Gut, man kann sich noch mal neue CDs holen, ich bin dafür immer offen. Ich würde allerdings zunächst mal das hören, was ich habe - man kann doch der Würz und dem Barenboim wirklich mal ne Chance geben. Und KV 331 ist natürlich großartig und auch sehr bekannt. Übrigens den Andras Schiff, der hier gelobt wird, den habe ich auch noch mit einer CD - auch noch nie gehört, die ist in der Decca Piano Masterworksbox. Also den Schiff werde ich mir auch mal anhören - er spielt die Sonaten 11 -13.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#81 erstellt: 11. Jun 2011, 23:53
So, ich habe nun doch noch mal in die Klara Würtz rein gehört, aber auch in den Andras Schiff!

Mein Eindruck von Würtz bleibt ein recht positiver. Die Sonaten werden empfunden, ruhig und mit der nötigen Elastizität gespielt. Das ist bestimmt nicht schlecht. Natürlich ist das alles Geschmacksache, einem Freund von mir gefällt die Carmen Piazinni ausgezeichnet und er lobt ihr "perlendes" Spiel - also diesen Eindruck des Perlenden - auch bei den Klavierkonzerten - hatte ich auch, aber dem einen gefällts nun mal, dem anderen nicht.

Andras Schiffs Mozart dagegen - hörte die berühmte Alla Turka Sonate und 332 - ist wirklich hochinteressant und Flutedevoixs Lob für ihn kommt mir nicht ungerechtfertigt vor.

Allerdings: Im ersten Satz der "Alla Turka" spielt er das berühmte Thema - ein wirklich wunderschönes Thema - etwas schneller als Würtz und mit einem Hauch Nervosität. Der schlichte Reiz dieses wundervollen Themas geht dadurch verloren und ich bin davon nicht überzeugt. Dann aber in den Variationen läuft Schiff zu großer Form auf. Das spielt er interessanter als die Würtz und vielleicht erhält von daher gesehen die leichte Nervösität beim Thema am Anfang ihren Sinn. Bei Würtz ist es so, daß man ergriffen dem Thema lauscht und wenn die Variationen kommen schon leicht enttäuscht ist. Das ist aber alles Geschmacksache.

Auch KV 332 mit Schiff gefällt mir sehr sehr gut. Es ist diese "kreative Nervösität" Schiffs, die die Sachen einfach interessanter macht und ganz bestimmt ist das ganz ausgezeichnet. Trotzdem mag ich den schlichteren und durchaus nicht "perlenden" Tonfall der Würtz auch sehr gerne.

Gruß Martin
*renrew*
Ist häufiger hier
#82 erstellt: 12. Jun 2011, 00:58
Hallo Martin,

Bei so sorgfältigen und genauen Vergleichen und differenzierter Beschreibung der Unterschiede zwischen Piazzini, Würtz und Schiff, was auf sehr hohen musikalischen Sachverstand und ein feines Hörvermögen schließen läßt, würde es mich mich brennend interessieren, wie Dir das Mozart-Spiel von Christoph Eschenbach gefällt - ich hatte die Sonaten KV 330 und 331, und die Rondos KV 485 und 511 mit ihm empfohlen - vielleicht findest Du ja in Deinem offenbar riesigen Plattenarchiv wenigstens eine dieser vier Aufnahmen mit ihm oder stößt Du sonst irgendwo und irgendwann einmal darauf. Leider kommt ja heute naturgemäß die alte Garde der Interpreten bei den Vergleichen immer zu kurz, was mich auch bei anderen Musikgattungen immer wieder betrübt. Die Einspielungen der heutigen Interpreten sind zwar oft technisch noch perfekter und makelloser als früher geworden, da man heutzutage jeden kleinen Fehler eliminiert, doch geht bei einigen Starinterpreten dabei auch oft das Gefühl und der Tiefgang, und bei der Musik selbst mitunter der Zusammenhng und die Spontaneität etwas verloren.

Gruß
Martin2
Inventar
#83 erstellt: 12. Jun 2011, 09:39
Hallo Werner,

nein, ich haben den Mozart mit Eschenbach leider nicht in meiner Sammlung, aber es ist ja gut, daß Du Dich für ihn stark machst, davon lebt ein Forum.

Ich habe jetzt wieder die Klara Würtz gehört und ich muß sagen, wie ich schon oben schrieb, daß ich sehr angetan bin. Klar ist das Brilliant, aber ich war schon immer der Meinung, daß man im günstigen Segment ausgezeichnete Sachen findet.

Ich finde den Mozart von Würtz sehr natürlich - beim Schiff wäre ich mir in Punkto "Natürlichkeit" nicht so sicher -, also die Musik wird keinesfalls statisch gespielt, da wird also etwa mal am Ende einer Phrase ein Diminuendo und Ritardando gesetzt, um dann wieder Allegro Medias in Res zu gehen, das ist aber alles vollkommen natürlich und Natürlichkeit meint auch, daß "Interpretation" unauffällig und im Hintergrund bleibt und daß nichts die Freude an Mozarts Musik stört.

Allerdings ist das alles ziemlich "unspektakulär", aber das sind die Sonaten Mozarts, von Ausnahmen wie dem KV 331 einmal abgesehen anscheinend überhaupt, wenn man sie aber öfter hört, bekommt man einen Eindruck von ihrer unspektakulären Schönheit. Würtz spielt die Allegros frisch - allerdings durchaus im Sinne des "singenden Allegros"-, aber nicht überakzentuiert und die langsamen Sätze fast wie Lieder ohne Worte, wirklich sehr schön und in manchen versonnenen Momenten fast schubertisch, was als Kompliment gemeint ist. Man hat bei der Würtz eben absolut nicht den Eindruck, daß hier eine Pianistin sitzt, die die absolut größte Mozarteinspielung aller Zeiten produzieren will, sondern eine technisch absolut versierte Klavierspielerin, die gerne Mozart spielt und dies auch tut. Und da höre ich bisher gerne zu.

Ein bißchen Information zu Würtz inklusive Pressetextlobhudelei findet sich hier:

Klara Würtz

Schiff werde ich aber noch mal wiederhören und den Barenboim auch. Ob ich allerdings "gutes Mozartspiel" wirklich beurteilen kann, ist eine andere Sache - vieles bleibt aber letzlich auch Geschmackssache und auch die Carmen Piazinni hat ihre Fans.

Gruß Martin
Hörbert
Inventar
#84 erstellt: 12. Jun 2011, 12:03
Hallo!

Die alte Eschenbach-Aufnahme ist sogar die Einzige die bei mir noch vorhanden ist, trotz gewisser Schwächen gefällt mir Eschenbachs ungeküntelte und nüchterne Spielweise noch am besten, gerade Barenboim den ich neben Gould als Vergleichsunahmen hatte hat mir hier gar nicht gefallen. Seine Spielweise erschien mir persolich etwas Starr, fast möchte ich sagen Holzschnittartig. Bei Glenn Gould hingegen wa ich mir offen gestanden immer im Zweifel: "Was ist nun Gould-was ist nun Mozart?"

Natürlich kann man diese Sonaten nicht mit den späteren Werken dieser Gattung vergleichen, zumal der Stellwert dieser Werke ja wie schon weiter oben angeführt ein ganz anderer war als zur Zeit Beethovens oder gar Brahms.

Aber auch die kleineren Werke und nicht nur KV-330, KV-331 und KV-332, KV-333 können Freude machen sondern sehr wohl auch KV-457 oder auch KV-279 sind recht anhörenswert.

MFG Günther
*renrew*
Ist häufiger hier
#85 erstellt: 12. Jun 2011, 13:32
Hallo Günther,

Das ist aber eine schöne Pfingstüberraschung und Freunde. Endlich einmal jemand, der sich noch an die guten alten Einspielungen der Mozart-Sonaten durch den noch jungen Christoph Eschenbach erinnert, den man heute vermutlich nur noch als Dirgigenten registriert. Dabei waren damals nicht zuletzt auch seine Einspielungen der vierhändigen Klavierliteratur, insbesondere der Mozart's, im Verein mit Justus Frantz, geradezu exemplarisch und unter Kennern sehr geschätzt!
Genau das ist es: Die UNGEKÜNSTELTE Spielweise Eschenbachs, die den Kompositionen im Falle der genannten Sonaten und Rondos des meist noch jungen und unbeschwerten Mozart so gut tun. Zu viel Reflexion tut diesen Werken nicht gut. Trotzdem spielt Eschenbach die Sonaten nicht so einfach runter, sondern vermittelt neben guter Technik und Frische auch die richtige Pointierung. Ich erlebte den noch ganz jungen Christoph Eschenbach noch persönlich bei einem Mozart-Rezital in Würzburg, wohl 1963, und machte mir schon damals eine Notiz, daß dieser wohl noch eine große Zukunft vor sich haben würde. 1962 wurde er bereits mit den "Internationalen ARD-Musikpreis" ausgezeichnet, und drei Jahre später schon gewann er den ersten Preis des erstmals ausgetragenen "Clara-Haskil-Wettbewerb"!!
Deshalb sollte Eschenbach, vor allem bei Mozart, endlich wieder einmal auch als Pianist eine angemessene Würdigung finden!

Gruß
Hörbert
Inventar
#86 erstellt: 12. Jun 2011, 16:12
Hallo!

Ich schätze Christoph Eschenbach ebenfalls als Dirigent der Werke Dusapins und Hindemiths, Seine Pianistenkarriere in den frühen Jahren habe ich allerdings nicht verfolgt.

Kennen- und Schätzen gelernt habe ich ihn als Pianist von Hans Werner Henzes 2.Klavierkonzert.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#87 erstellt: 12. Jun 2011, 19:35
Ich habe mir den Mozart mit Eschenbach mal auf Youtube angehört. Leider lausiger Klang. U.a. KV 545, 1. Satz ( die anderen wurden auf Youtube durch die DG nicht frei gegeben), KV 279 und vielleicht höre ich da gelegentlich noch mal rein - da scheint es mehr zu geben.

Mir gefällt allerdings die Beschreibung des Eschenbachschens Spiels als "nüchtern" durch Hörbert nicht ganz, positiv gesagt hat es für mich eine gewisse Kühle. Bei KV 545 hatte ich fast den Eindruck einer gewissermaßen kristallinen Schönheit, die eben kühl ist und sein muß. Das erinnert mich an die Mozartbiographie von Jacob ( Heyne), die sozusagen fast poetisch ansetzt mit der Kühle der Salzach, die durch Salzburg fließt. Dieser kühle Fluß wird mit der Kühle Mozarts in Beziehung gesetzt, der eine Musik schreibt, die sich niemal "erhitzt", die nicht im geringsten schwitzt und die kühl ist wie die Salzach und diese Beschreibung scheint mir auf das Mozartspiel von Eschenbach meinen ersten Eindrücken zufolge sehr gut zu passen.

Gruß Martin
Hörbert
Inventar
#88 erstellt: 13. Jun 2011, 10:13
Hallo!

Na ja, das ist natürlich eine Sache des persönlichen Geschmacks, m.E. verträgt Mozarts Musik einen gewissen emotionalen Überschwang wie er z.B. bei romanischer Musik gang und gäbe ist nur sehr schlecht. Eine gewisse Kühle und Distanz zum Werk hingegen sehr gut.

Wenn man das Umfeld in dem diese Musik entstanden ist und gehört wurde in Betracht zieht versteht man auch gut warum. Musik zu Mozarts Zeit wurde vor allem für feinsinnige Kunstkenner gmacht, -das sich die breitere Masse des Bürgertums später auf eine ganz andere Art und Weise damit auseinandersetzte ändert daran nichts-.

Natürlich waren die Klavirsonaten Hausmusik die auch in den Haushalten des aufkommenden Bürgertums gespielt wurden, aber die vorherrschende Geisteshaltung war eben noch die des Adeligen Publikums das mehr Wert auf Form denn auf Emotionaltät legte.

Das Eschenbach auch anders kann sollte diese Aufname hnlänglich dokumentieren:
jpc.de


MFG Günther
flutedevoix
Stammgast
#89 erstellt: 13. Jun 2011, 10:46
Gerade was die Form angeht, geht Mozart z. T. Doch interessante Sonderwege. Vor allem die A-Dur-Sonate mit dem Variationssatz zu Beginn fällt da schon sehr auf. Interessanterweise gibt es zumindest eine Bearbeitung für eine typische Modebestzung zur Mozartzeit, Flöte und Gitarre, in der eine "normale Dreisätzigkeit" versucht wird, herzustellen.
Auch sind in Mozarts Fall, so meine ich zumindest zu erinnern natürlich viele Klavierwerke für seine Schülerinnen entstanden, die z. T. im Adel aber in mindestens gleichem Maße im wohlhabenden Bürgertum zu finden waren.

Wilhelm Kempff Satz bezüglich des Schwierigkeitsgrades von Mozart-Sonaten hat eine erschreckend große Berechtigung. Vor allem, wenn man sich die professionelle Seite anschaut!
Viele Interpreten versuchen den Sonaten mit einer perlenden Nonchalance beizukommen. Da hört man noch oft dieses angebliche göttlich Gesegnete Kind, dem die Musik in den Schoß fiel und das permanenten Sonnenschein in seiner Musik eingefangen hat. Daß aber auch Mozart den Sturm und Drang im Sinne eines CPE Bach gut kannte und damit auch in seiner Musik Brüche und überraschende Wendungen gibt, wird gerne übersehen. Ich höre da ganz einfach viel zu oft viel zu wenige artikulatorische Varianten, agogische Freiheiten und Verzierungen! Mit Freude hat man vernommen, daß viele Interpreten im Bereich der orchestralen Musik und gerade auch in Bezug auf das Klavierkonzert endlich eine allzu glatte Interpretationshaltung über Bord geworfen haben. Gerade die fehlt mir aber weitgehend noch bei Mozarts Sonaten, da sind wir bei Haydn schon wesentlich weiter.
Warum? Scheu und Ehrfurcht? Oder weil Mozart immer ankommt, vielleicht auch weil man das Publikum nicht verstören will? Daß es auch anders geht, habe ich dank Andreas Staier, Christine Schornsheim oder Kristian Bezouidenhout live schon häufiger hören dürfen!

P.S. Kleiner Nachtrag, fast hätte ich es vergessen: Momentan entsteht eineneue Gesamteinspielung der Mozart-Sonaten mit Bezouidenhout. Hier darf man mehr als gespannt sein!


[Beitrag von flutedevoix am 13. Jun 2011, 10:56 bearbeitet]
*renrew*
Ist häufiger hier
#90 erstellt: 13. Jun 2011, 10:48
Hallo Günther,
Hallo Martin,

Günther's Beitrag zu ESCHENBACHS Spiel und die Rechtfertigung dafür hat mir gut gefallen, auch der Hinweis darauf, daß Eschenbach auch durchaus romantische Musik wie Brahms adäquat zu interpretieren weiß. Wenn ich es richtig verstehe, sagte im Grunde ja Martin mit anderen Worten das gleiche, auch er ist ja offenbar der Meinung, daß eine gewisse Kühle und Distanz - und ganz speziell zu dieser Sonate - den Mozart-Sonaten durchaus angebracht ist und "sein muß"! Das von Martin gebrauchte Attribut "KRISTALLINE Schönheit" ist übrigens sehr treffend, und seine Assoziation mit der "Kühle der Salzach" sehr plastisch! Gerade die Sonate "facile" kann und sollte man wohl auch nicht anders spielen. Wenn man diese Interpretation mit guter Klangwidergabe hört, dann weiß man das Spiel Eschenbachs vermutlich n o c h mehr zu schätzen. Und ich hoffe, daß Ihr ja auch noch irgend wann seine Einspielung der Sonaten KV 330 und 331, sowie der genannten Rondos KV 485 und 511 zu hören bekommt!

Viele Grüße
Hörbert
Inventar
#91 erstellt: 13. Jun 2011, 11:34
Hallo!

KV-331 kenne ich recht gut, -schließlich habe ich die Eschenbach Gesamtaufnahme-, sogar gleich zweimal, einmal den alten 7 Schallplatten-Schuber der Erstpressung den ich aus sentimentalen Gründen behalten habe (das war ein Geschenk einer guten Freundin die ich leider aus den Augen verloren habe) und zum zweiten die CD-Ausgabe die ich aus Bequemlichkeitsgründen fast auschließlich nutze. Ich höre eher die kleineren Werke daraus viel zu wenig.

MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#92 erstellt: 13. Jun 2011, 12:22
Eschenbachs GA ist als CD-Box wieder erhältlich (nachdem es lange nur eine oder zwei "best-of-CDs) gegeben hat. Ich kenne sie alerdings nicht und habe momentan auch keinen Bedarf nach einer weiteren GA dieser Werke.
Mit Staier gibt es schon zwei oder drei einzelne CDs bei harmonia mundi (eine davon habe ich auch), ebenso gibt es eine ältere komplette Aufnahme auf einem alten Instrument mit einer finnischen Fortepianistin (Hakkila auf Finlandia, leider z Zt. nur absurd teuer gebraucht zu finden, ich habe zwei einzelne Folgen (kann gerade nicht nachsehen, welche)

amazon.de amazon.de

ungeachtet der mäßigen Klangqualität ist mein Favorit insgesamt vermutlich aber die nicht ganz vollständige Ausgrabung der Gulda-Bänder von ca. 1980.

amazon.de
Suche:
Gehe zu Seite: |vorherige| Erste Letzte
Das könnte Dich auch interessieren:
Mozart: Klaviersonaten
Martin2 am 02.05.2005  –  Letzte Antwort am 19.06.2006  –  16 Beiträge
Mozart: Die Klaviersonaten - Pires oder Uchida ?
kallix am 19.11.2007  –  Letzte Antwort am 22.12.2010  –  10 Beiträge
Schubert Klaviersonaten
kallix am 19.11.2007  –  Letzte Antwort am 19.11.2007  –  2 Beiträge
Beethoven: Klaviersonaten
Markus am 29.09.2003  –  Letzte Antwort am 15.04.2024  –  212 Beiträge
Beethoven Klaviersonaten
Ippig am 26.07.2012  –  Letzte Antwort am 28.07.2012  –  4 Beiträge
Haydn: Klaviersonaten
Leonard_Parsek am 30.09.2004  –  Letzte Antwort am 03.10.2004  –  9 Beiträge
Prokofiev Klaviersonaten
drbobo am 29.10.2003  –  Letzte Antwort am 31.10.2008  –  17 Beiträge
Brahms: Klaviersonaten
rocket_romano am 14.07.2005  –  Letzte Antwort am 30.05.2010  –  11 Beiträge
Schubert: Die Klaviersonaten
der_graue am 14.11.2003  –  Letzte Antwort am 27.07.2017  –  77 Beiträge
Haydn, Joseph: Die Klaviersonaten
Alfred_Schmidt am 11.03.2004  –  Letzte Antwort am 19.10.2016  –  90 Beiträge

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder926.114 ( Heute: 2 )
  • Neuestes MitgliedMax_Strammer
  • Gesamtzahl an Themen1.552.126
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.561.976

Hersteller in diesem Thread Widget schließen