Verformung von KH-Membranen durch Hören möglich?

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Isak_Sellanrä
Neuling
#1 erstellt: 19. Jan 2024, 12:00
Hallo allerseits,

da ich auf dem Gebiet der Funktionsweise von Kopfhörern nicht besonders theoretisch bewandert bin, würde ich mich auf eure Antworten sehr freuen:

Einige Hersteller "klassischer" Kopfhörer (in meinem verkürzten Verständnis nach alle, die nicht magnetostatisch arbeiten) geben oft an, dass, je nach Bauart, die Kopfhörer eine gewisse Einspielzeit benötigen, damit sich die verbauten Membranen "freispielen", oder "lockern", sich Klebstoffe lösen und eine gewisse Steifigkeit verlieren. Das ist für mich nachvollziehbar, wenngleich ich trotzdem Schwierigkeiten habe, nachzuvollziehen, wie Klebstoffe im Bereich einiger Nanometer hier einen Einfluss haben sollen.

Nun schreiben einige Foristen aber auch, dass die Membranen durch die Hörgewohnheiten ihrer Besitzer und die technische Ansteuerung, Lautstärke usw. "auslenken" können. Wenn Kopfhörer nicht "richtig" angesteuert werden etwa, oder nach langer Nutzung, könne sich eine Art Verformung einstellen, die so etwas wie ein Nutzungsprofil abzeichnen, was den Klang negativ beeinflusst.

Wie ist das aus eurer Expertise heraus zu bewerten? Ist da was dran?

Die Frage interessiert mich vor dem Hintergrund, da ich überlege, mir einen 11 Jahre alten und viel genutzten AKG K701 zu einem Spottpreis zu ergattern. Ich mag die ältere Kx01 Linie und bin mit diesem Hörer nie in Kontakt gekommen. Kann sich da generell irgendwas am Klangbild rein durch das Alter verändern? Gibt es einen Niederschlag auf die Beschaffenheit der Membranen?

Viele Grüße,
Isak
ZeeeM
Inventar
#2 erstellt: 19. Jan 2024, 12:23
Moinsen,

Die KH-Membran wird sich durch Nutzung nicht verformen, es sei denn, er wird überlastet.
Der Hersteller ist bemüht, dass sich das Material nicht einspielen muss. Mylar als Material ist recht stabil in der Hinsicht.
Unterschätzt werden die Polster und die Andruckkraft. Die ändern sich im Laufe der Nutzung und haben einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Klang. Davon abgesehen variiert der Klang eines Modells über die Jahre der Herstellung schon etwas. Ein K701 von 2000 klingt sicher nicht exakt so, wie einer von 2020. Ganz anders aber nicht.
Basstian85
Inventar
#3 erstellt: 19. Jan 2024, 12:31
Das mit dem Einspielen wird kontrovers diskutiert. Die Meisten sagen die Polster sorgen für klangliche Änderungen über die Zeit (was zweifellos stimmt, kann man auch messen) und/oder auch das Gehör adaptiert einen Frequenzgang mit der Zeit, gewöhnt sich daran (auch da ist was dran)

Mein Senf:
Bei mechanischen Veränderrungen der Treiber/Materialien etc ist das aber wohl kaum nachweisbar(?) für den Endverbraucher zumindest wohl nicht - und ob man das überhaupt hören kann, bin da sehr skeptisch (Hatte zB mal bei einem Beyer KH mit einem Schraubenzieher ein Loch in den Zellstoff der Schallwand gerammt beim entfernen des Klemmrings - klangliche Auswirkungen=0). Auch gibt es minimale klangliche Abweichungen zwischen den Exemplaren des gleichen KHs, sodass man auch nicht einen Alten gegen einen Neuen vergleichen kann und einen Hauch unterschied meint zu hören das dann aufs Alter schiebt...

Möglicherweise ist das auch je nach Kopfhörermodell unterschiedlich, Bei manch alten KHs war vielleicht mal eine dünne Schaumstoffschicht vorm Treiber die sich mit der Zeit zersetzt hat und fehlt. Dann klingt es sicher auch anders...

Hatte mal einen alten DT990 aus den 80ern defekt aus Ebay geangelt und repariert - kingt gut. Wenn du so günstigen einen K701 bekommen kannst, greif zu - insbes. mit EQ echt schöner KH - Ich habe ein neueres Made-in-China Modell (vor ca 8 Jahren gekauft - wüsste nicht dass der Heute anders klingt - habe aber keine Zeitmaschine ) ich weiß nur nicht ob deiner evtl noch ein made in Austria war. Es gibt Gerüchte, dass das Made in China modell einen Hauch anders klingt (sogar besser)
Isak_Sellanrä
Neuling
#4 erstellt: 19. Jan 2024, 12:49
Mir war die Logik einer "ausgeleiherten Membran" auch nicht wirklich schlüssig. Im Gegensatz zu tatsächlichen Defekten etwa der Schwingspulen oder anderer klangerzeugender Bauteile müsste sich ja irgendwie Messbares abzeichnen, um solche Behauptungen zu validieren... dem scheint nicht so zu sein.

@ZeeM: Was Überlastungen angeht - wie würden sich diese denn theoretisch in Membranen abzeichnen? In Form von Rissen, Zugfestigkeit o. dgl.?

Dann kann ich ja getrost zugreifen

@Basstian85, laut Foto wurde er noch in Österreich hergestellt. Na mal sehen.

Besten Dank Euch
ZeeeM
Inventar
#5 erstellt: 19. Jan 2024, 13:31

Isak_Sellanrä (Beitrag #4) schrieb:
@ZeeM: Was Überlastungen angeht - wie würden sich diese denn theoretisch in Membranen abzeichnen? In Form von Rissen, Zugfestigkeit o. dgl.?


Membran eher nicht. Eher Durchbrennen der Schwingspule oder andere thermischer Schaden, oder sie hüpft aus dem Luftspalt.
In der Regel gibt eher das Ohr auf ;-)
Leranis
Inventar
#6 erstellt: 19. Jan 2024, 13:56
Oh je, das Thema "Einspielen" gehört meiner Meinung nach eher in den Bereich "Hifi-Esoterik" oder auch "-Voodoo". Bitte nicht falsch verstehen - ich finde es sehr gut, wenn man sich dem Thema sachlich beschäftigt.

Es wurden in mehreren Tests "bewiesen", dass es keinen (wahrnehmbaren) Einspieleffekt gibt. Dazu hat man den Frequenzverlauf eines neuen Kopfhörers aufgezeichnet und ihn einspielen lassen. Nach der Einspielzeit war der Frequenzverlauf fast genauso wie vorher. Eine kleine Differenz bei Messungen sind aber normal, da man nicht zu 100% gleiche Voraussetzungen schaffen kann.

Es gibt aber einen psychologischen "Einspieleffekt", den ich selbst sehr gute kenne. Wenn man z.B. sehr "helle" Kopfhörer eine längere Zeit genutzt hat und dann "wärmere" aufsetzt, wirken diese sehr schnell sehr dumpf und unnatürlich. Dies verändert sich, man den Kopfhörer längere Zeit wieder nutzt. Har nichts mit Technik, sondern mit Wahrnehmung zu tun (Verarbeitung von Höreindrücken im Gehirn)
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